Zu Fuß die Welt erkunden: So kommen kleine Füße gesund voran

Kinder sind von Geburt an kleine Entdecker. Sie möchte die Welt um sich herum mit allen Sinnen begreifen und für sich erobern. Dass dies auf zwei Beinen besonders gut geht, erkennen Babys meist schnell und unternehmen häufig schon vor ihrem ersten Geburtstag erste Steh- und Laufversuche. Auch wenn die frühen Ausflüge zu Fuß meist noch auf dem Popo enden, beginnt jetzt für Kinder und ihre Eltern eine spannende und wichtige Zeit. Das Laufenlernen ist ein echter Meilenstein in der Entwicklung von Babys und Kleinkindern. Damit sie ihre ersten Schritte in die Welt sicher und mit viel Spaß wagen können, sollten Eltern ihre Schützlinge liebevoll begleiten und sie bei den ersten Schritten in ein noch aktiveres und selbstständigeres Leben unterstützen.

Die ersten Schritte ganz natürlich lernen

Kinder lieben es, sich zu entwickeln und neue Dinge zu lernen. Dies sollten Eltern immer im Hinterkopf behalten, wenn sie sehnsüchtig darauf warten, dass ihr Liebling die ersten Gehversuche macht. Vergleiche mit anderen Babys und Kleinkindern im gleichen Alter führen häufig dazu, dass vor allem Ersteltern ihren Nachwuchs kritisch beäugen und sich fragen, wann die nächsten motorischen Entwicklungsschritte zu erwarten sind.

Nackte Kinderfüße beim Spaziergang

Druck ist aber völlig unnötig. Babys begreifen schnell, dass es ihren Bewegungsradius und damit ihre Welt deutlich vergrößern kann, wenn sie es auf die Füße schaffen. Die meisten Kinder unternehmen deshalb schon im Alter von acht bis zehn Monaten erste Versuche, sich zum Stehen hochzuziehen und einen Fuß neben den anderen zu setzen. Bis aus diesen zaghaften und meist noch sehr wackeligen Bemühungen stabile Schritte geworden sind, dauert es allerdings meist noch eine ganze Weile, denn aller Anfang ist schwer. Im Blog unter freie-bewegungsentwicklung.de sprechen die Experten von einem Zeitraum von ungefähr sechs Monaten, den die Kleinen noch für sich in Anspruch nehmen, bis aus dem Stehen auch wirklich ein Gehen werden kann. In dieser Zeit durchlaufen die kleinen Entdecker viele wichtige Entwicklungsschritte im Bereich der Motorik, der muskulären Entwicklung der Koordination zwischen Gehirn und Bewegungsapparat, die für Außenstehende nicht immer sichtbar sind. Und doch tut sich in diesen Entwicklungsmonaten unglaublich viel. Die meisten Kinder können im Alter von 15 bis 18 Monaten sicher laufen und erkunden ihre Welt jetzt aus einer neuen Perspektive und mit ganz neuen Möglichkeiten.

Um laufen lernen zu können, müssen Kinder eine Menge über ihren eigenen Körper, seinen Schwerpunkt und das Gleichgewicht lernen. Außerdem müssen sie die Erfahrung machen, dass ihre Füßchen sie tragen können, wenn sie sie richtig einsetzen. Damit Kinder diesen Lernprozess möglichst unverfälscht und einfach durchlaufen können, ist ein natürliches Laufgefühl wichtig. Die kleinen Füßchen und Beinchen übernehmen in den nächsten Wochen und Monaten eine wichtige Aufgabe und sollten die Chance haben, sich im wahrsten Sinne des Wortes Schritt für Schritt daran zu gewöhnen.

Die ersten Gehversuche machen Kinder deshalb am besten barfuß. So kann sich die Muskulatur in den Füßen besonders gut entwickeln. Selbst ganz dünne und flexible Schuhsohlen gleichen kleinere und größere Unebenheiten des Untergrundes aus und verhindern dadurch, dass das Fußbett trainiert und gesund entwickelt wird. Außerdem bieten nackte Fußsohlen den besten Halt und schützen optimal vor dem Ausrutschen. In der kalten Jahreszeit oder auf kühlem Untergrund wie Fließen oder Parkettboden können dünne Socken mit einer Anti-Rutsch-Sohle eine Alternative sein. Sie halten die Fußsohle warm und bieten trotzdem sicheren Halt. Die Socken sollten allerdings möglichst dünn sein und sich optimal an die Fußsohle anschmiegen. So kann sich die Muskulatur des noch im Wachstum begriffenen Kinderfußes gut entwickeln.

Lauflernschuhe für neue Abenteuer

Wagt sich ein Baby an seine ersten Schritte, stellt sich für Eltern schon bald die Frage nach den ersten Schuhen. Zu früh sollten Kinderfüßchen aus den bereits genannten Gründen nicht in Schuhe gesteckt werden. Experten empfehlen zum Beispiel den Zwischenschritt über Krabbelschuhe aus weichem Leder, die auf rutschigem Boden sicheren Halt geben, den Fuß in seiner Bewegung aber nicht oder nur sehr wenig einschränken.

Werden die Ausflüge per pedes aber länger und sind die lieben Kleinen auch draußen öfter auf eigenen Beinchen unterwegs, führt meist kein Weg mehr an richtigen Schuhen vorbei. Vor allem Kinder, die in der kalten Jahreszeit laufen lernen, brauchen eine zusätzliche Schutzschicht auf kaltem Untergrund.

Nun wird es Zeit für das erste Paar Schuhe. Es gibt eine große Auswahl wirklich hinreißender Babyschuhe im Handel. Vor allem für die ersten Gehversuche sollten Eltern aber unbedingt darauf achten, dass sie Schuhe zum laufen lernen wählen. Solche Lauflernschuhe wurden speziell für die motorischen Anforderungen sehr kleiner und noch in der Entwicklung befindlicher Kinderfüße erdacht und bieten nicht nur sicheren Halt und eine besonders ergonomische Form, sondern auch eine Menge Flexibilität und Bewegungsfreiheit.

Lauflernschuhe sind fester als Krabbelschuhe und bieten deshalb besseren Halt. Trotzdem sollten sie aus einem sehr weichen Material bestehen, das sich sehr gut an den Kinderfuß anschmiegt und ihn so wenig in seiner Bewegungsfreiheit einschränkt. Weiches Leder wird häufig für die Herstellung von Lauflernschuhen verwendet, weil es sehr anschmiegsam ist und gute atmungsaktive Eigenschaften hat.

Schuhe zum laufen lernen für Babys

Die Sohle von Lauflernschuhen besteht aus einem biegsamen Material wie Latex und ist bei den meisten Modellen nicht durchgehend gefertigt. Durch die besondere Struktur der Sohle ist die Lauffläche der Schuhe äußerst biegsam und lässt den Fuß beim Laufen gut abrollen. So kann sich die kindliche Fußmuskulatur weiter entwickeln.

Die ersten Lauflernschuhe sollten nicht zu früh gekauft werden. Erst wenn aus Hochziehen und Stehen wirklich Schritte geworden sind, lohnt sich ein Kauf, da die Füße von Babys in dieser Entwicklungsphase noch sehr schnell und manchmal geradezu sprunghaft wachsen. Die ersten Lauflernschuhe sollten perfekt auf den Kinderfuß abgestimmt sein. Das heißt, der Fuß sollte unmittelbar vor dem Kauf im Laden gemessen werden. Dabei kommt es nicht nur auf die Länge an, sondern auch auf die Breite. Viele Lauflernschuhe sind in mehreren Weiten erhältlich. Von S über M bis L (auch W für Weit) können die Modelle so optimal auf die Bedürfnisse des individuellen Kinderfußes angepasst werden.

Je nach Jahreszeit sollten besonders leichte und luftige oder warme und gefütterte Schuhe gewählt werden. Auf jeden Fall sollte der Schuh aber sehr leicht und beweglich sein. Nach dem Vermessen sollten die Kleinen beide Schuhe eines Paares ausgiebig anprobieren und idealerweise auch ein paar holprige Schritte damit tun. Bewegt sich ein Kind mit den Lauflernschuhen an den Füßen wie gewohnt, sitzt der Schuh gut und schränkt die Bewegungsfreiheit nicht ein. Lässt sich das Kind lieber auf den Boden plumpsen und krabbelt wieder, solange es die Schuhe trägt, sollte ein anderes Modell gewählt werden. Neben genauen Maßen sind hier vor allem die individuellen Signale des Kindes und das Bauchgefühl der Eltern ein gutes Entscheidungskriterium, wenn es um den Kauf der ersten Lauflernschuhe geht.

Gute Lauflernschuhe haben übrigens durchaus ihren Preis. Viele Eltern sind überrascht, wenn das erste Paar Minischuhe für ihren Sprössling teurer ist als das letzte Paar Sneaker für sie selbst. Hier sollte Qualität aber an erster Stelle stehen, auch wenn das erste Paar Schuhe zwar meist mit Stolz aber selten länger als ein paar Wochen getragen wird.

Hände weg von Lauflernhilfen

Laufen lernen gehört zu den schwierigsten motorischen Entwicklungsschritten überhaupt. Bis das Gleichgewicht und die Muskulatur sich auf diesen komplexen Bewegungsablauf eingespielt haben, ist eine ganze Menge harter Arbeit erforderlich. Viele Eltern neigen dazu, ihren Liebling so gut wie möglich unterstützen zu wollen, damit sich rasch Erfolge einstellen und das Training nicht zu oft mit einem Plumps auf dem Boden endet. Was gut gemeint ist, wirft Babys und Kleinkinder in ihrer Entwicklung aber eher zurück, denn nur das, was sie sich selbstständig erarbeiten und lernen, verinnerlichen sie wirklich und können es später jederzeit wieder abrufen.

Lauflernhilfen sind bei Experten für kindliche Entwicklung besonders verpönt. Im Handel gibt es viele lustige Gestelle, Wagen und Stühle, die dem Kind Halt geben und es ihm so ermöglichen, sich aufrecht vorwärts zu bewegen, ohne selbst das Gleichgewicht halten zu müssen. Gerade darin liegt aber das Problem. In der gesunden kindlichen Entwicklung kommt erst das freie und stabile Stehen. Erst nachdem dieser enorme Entwicklungsschritt gemeistert ist, können die ersten Schritte im freien Raum folgen. Lauflernhilfen, die das Gleichgewicht für das Kind übernehmen, hemmen damit einen ganz wesentlichen Schritt in der Entwicklung der kindlichen Motorik, der gerade für das Laufen unverzichtbar ist. Stiftung Warentest stufte die meisten Lauflernhilfen bereits mehrfach sogar als schädlich für die kindliche Entwicklung und im Alltag zu gefährlich ein. Ein Verbot für den deutschen Markt wurde von der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) aufgrund verschiedener Vorfälle bereits gefordert, konnte sich bislang aber nicht durchsetzen.

Ein Plumps auf den Po hat dagegen einen großen Lerneffekt und hilft dem Kind langfristig, seine motorischen Kompetenzen zu steigern und zu lernen, sich selbstständig und sicher durch seine Welt zu bewegen.

 

Bildquellen:
Abbildung 1: @ FeeLoona (CCO-Lizenz) / pixabay.com
Abbildung 2: @ Alexas_Fotos (CCO-Lizenz) / pixabay.com

2 Kommentare zu “Zu Fuß die Welt erkunden: So kommen kleine Füße gesund voran”

  1. Vielen Dank für diesen sehr wichtigen und übersichtlich verfassten Artikel, liebe SpielundLern-Redaktion! Und dies auf einer Seite, wo viele Eltern sich „tummeln“, um nach Kita-Materialien und Schul-Materialien zu suchen. So stoßen sie vielleicht auch zufällig über dieses ganz zentrale Thema für Laufanfänger.

    Viele Eltern wissen nicht, dass Kleinkinder nicht äußern können, wenn ein Schuh zu hart ist oder drückt. Die Füßchen sind noch sehr weich und es tut dem Kind nicht direkt weh, wenn der Fuß schuhbedingt eingerollt oder gestaucht werden muss (auch wenn sich ein zu enger Schuh bei manchen Kindern daran zeigt, dass diese sehr ungerne zur Fuß unterwegs sind). Trotzdem kann ein enger Schuh (schlimmstenfalls noch mit einem Absatz oder einer Einlage) die kindlichen Füße verformen. Wichtig ist also weiche Sohle und gleichzeitig ganz ohne Sprengung (ohne Absatz).

    Stichpunkt: Barfußschuhe, die zum Glück seit einigen Jahren immer mehr im Kommen sind. Hier seien neben den bekannten Lederschühchen oder Lederschlappen als Beispiel für Interessierte auch „richtige“ und wunderschöne Schuhe mal genannt, auch für Laufprofis und Schulkinder: die Wildlinge, dazu Mymayu, Sole Runner und Zeazoo. Alles tolle Schuhe für Laufanfänger!

    Hier sei noch angemerkt die sichere und sehr verlässliche Messmethode mit dem Messgerät: plus12 (addiert 12 mm zu der eigentlichen Fußlänge).

    1. Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar, es scheint viele Eltern zu geben, die sich die Füßchen Ihres Nachwuchses sehr zu Herzen nehmen!
      Es grüßt
      Ihr SpielundLern-Team

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