Positiv-Tagebuch: Das Eltern-Kind-Tagebuch für unsichere Kinder

Positiv-Tagebuch Spielundlern.de

Ein Tagebuch zum Teilen

Ein Positiv-Tagebuch kann eine wunderbare Methode sein, um die Bindung zwischen Eltern und Kindern zu stärken, die Kommunikation zu fördern, Selbstwertgefühl zu stärken und negative Gedankenmuster zu durchbrechen.

Tagebücher beherrbergen im Eigentlichen sehr private Momente und es gibt Menschen, die ihr Tagebuch verstecken oder abschließen. Das Wort Tagebuch steht gerade für Kinder und Jugendliche häufig analog zu einem Ort, an dem die geheimsten aller Gedanken Platz finden. Auf jeden Fall auch Gedanken, die sogar die eigenen Eltern oder die Freunde nichts angehen.

Schaut man jedoch in die Geschichte des Tagebuchs, so erkennt man, dass es durchaus auch andere Formen von Tagebüchern gibt. Es gibt Reisetagebücher, Expeditionstagebücher, Familienjournale. All diese Formen von Notizen zu Erlebnissen aus dem Leben einer oder mehrere Personen waren nie nur für die Augen des Schreibenden bestimmt, sondern auch für andere Leser, die teilnehmen wollten an den Geschehnissen.

Diesen Aspekt hat auch ein Eltern-Kind-Tagebuch. Eltern und Kind schreiben für- und miteinander. Ein Eltern-Kind-Tagebuch ist ein schriftlicher Dialog. Die Notizen sollten ehrlich und offen sein. Dabei geht es aber nicht darum, Geheimnisse zu offenbaren. Vielmehr geht es um das alltägliche Erleben des Kindes, wobei der Fokus immer auf die Gedanken und Gefühle des Kindes und des Elternteils liegt.

Nutzen

Ein Eltern-Kind-Tagebuch kann Wertvolles bezwecken:

  • Die Eltern-Kind-Bindung stärken.
  • Dem Kind helfen, ein positives Selbstbild zu entwickeln.
  • Eine offene Kommunikation zwischen Eltern und Kind fördern.
  • Dem Kind helfen, seine Emotionen besser zu verstehen und zu verarbeiten.
  • Einen fruchtbaren, positiven Umgang mit Erlebnissen des Alltags stärken.

Allgemein wird dabei die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern gefördert sowie die Resilienz gestärkt.

Eltern-Kind-Tagebuch: Ein Leitfaden

Ziel

Das Ziel dieser Art von Tagebuch ist es, eine positive und unterstützende Umgebung für das Kind zu schaffen, in der es seine Gedanken und Gefühle frei ausdrücken kann, während es gleichzeitig ermutigende Rückmeldungen, Impulse und Ermutigungen von seinen Eltern erhält.

Struktur

Das Tagebuch ist in zwei Abschnitte unterteilt:

  • Kind-Abschnitt: Hier kann das Kind seine täglichen Erlebnisse, Gedanken und Gefühle notieren.
  • Eltern-Abschnitt: In diesem Abschnitt können die Eltern ihre Gedanken zu den Erlebnissen des Kindes notieren und positive Aspekte hervorheben, selbst wenn die Erlebnisse negativ waren.

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Anleitung

Tägliches Schreiben

Jeden Abend nimmt sich das Kind Zeit, um über seinen Tag zu schreiben. Es kann über Erfolge, Herausforderungen, lustige Momente und traurige Momente schreiben. Dabei gilt der Grundsatz: Schreiben, auch wenn es nur ein oder zwei Sätze sind.

Wöchentliche Besprechung

Regelmäßig ein bis zwei Mal pro Woche widmen sich die Eltern dem Tagebuch ihres Kindes und lesen, was es geschrieben hat. Dann sind sie an der Reihe: Sie schreiben ihre Gedanken und Feedback dazu auf, wobei sie sich auf die positiven Aspekte konzentrieren und das Kind ermutigen, auch in schwierigen Situationen das Gute zu sehen. Grundsätzlich sollten die elterlichen Notizen ausschließlich die positiven Seiten der Woche und ihres Kindes hervorheben. Verboten sind belehrende oder strenge Aussagen, die Betonung negativer Dinge oder das Formulieren von Enttäuschungen und Erwartungen.

Gemeinsame Zeit

Einmal pro Woche ist gemeinsame Tagebuchzeit: Eltern und Kind gehen gemeinsam durch das Tagebuch. Dies sollte eine sichere und liebevolle Zeit sein, in der positive Kommunikation gefördert wird. Ein Kakao, eine entspannende musikalische Untermalung helfen dem Kind, sich zu öffnen. Ferner ist ein gemeinsam gesteckter zeitlicher Rahmen von beispielsweise 20 Minuten und ein Abschlussritual. Dazu gehört beispielsweise ein Mutmachsatz, der gemeinsam ausgesprochen wird, wie etwa:

„Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt“ von Konfuzius oder „Fehler sind das Tor zu neuen Entdeckungen“ von James Joyce.

Allgemeine Tipps für die Eltern

Es gibt einige Fallstricke beim Positiv-Tagebuch: Gerade sehr wohlwollende, bemühte Eltern stolpern möglicherweise über diese Herausforderungen.

  • Druck: Jene Eltern, die sich sehr viel vom Positiv-Tagebuch erhoffen, stehen unter einem inneren Druck, es unbedingt perfekt umzusetzen. Doch Gedanken und Gefühle können nur unter einer entspannten Atmosphäre fließen.
  • Regelmäßigkeit: Der Tag unserer Kinder ist voll mit Schule, Sport, Verabredungen, Hausaufgaben. Wie erreicht man eine regelmäßige Schreibroutine?
  • Nicht oder ungern schreibende Kinder: Nicht jedes Kind liebt das Schreiben. Was tun?
  • Thema: Worüber schreiben, wenn das Kind meint, „nichts“ erlebt zu haben?
  • Eltern-Antworten: Was schreibt man bei schwierigen oder alltäglichen Erlebnissen des Kindes? Muss man zu allem kommentieren?

Es gibt zu all diesen Problemen und Fragen wunderbare Tipps:

Druck rausnehmen

Es gibt beim Eltern-Kind-Tagebuch kein Muss. Gerade bei einem solchen Projekt, bei dem Gedanken und Begebenheiten berichtet und entfaltet werden dürfen, sollte der Impuls, die Lust, die Freude Vorrang haben. Die Eltern können wohl das Kind erinnern, dass Tagebuch geschrieben werden sollte. Jedoch gilt immer: Tagebuchschreiben ist keine Pflicht.

Routine etablieren

Dennoch ist auch hier das Mittel der Wahl: Routine entwickeln. Wie häufig im Leben fallen ungewohnte Tätigkeiten leichter, wenn sie zu einem routinierten Ablauf gehören. Routine beim Positiv-Tagebuch entsteht wie folgt:

  • Bindet das Tagebuchschreiben in einem bereits etablierten Ablauf ein, wie beispielsweise der Zu-Bett-Geh-Zeit oder einer festen Nachmittagszeit, wie etwa der Vesper-Zeit.
  • Reserviert ein festes Zeitfenster für das Positiv-Tagebuch, am besten auch in Verbindung mit einer schönen Stimmung, einer besonderen Musik-CD oder zusammen mit einer schönen Kerze oder einem Kakao für den jungen Tagebuchschreiber.
  • Legt anfangs einen sehr knappen Umfang des täglichen Berichtes fest: Dies macht die Aufgabe für die Kinder greifbar und machbar. Mehr als zwei, drei Sätze müssen zu Anfang nicht sein. Möglich ist auch ein zeitlicher Rahmen, der mittels einer Sanduhr gut verbildlicht wird. Nur jene Dinge, die für die Kinder als machbar und bewältigtbar erscheinen, werden in einer Routine akzeptiert und bewähren sich folglich auch langfristig.

Alternativen zum Schreiben

Doch was macht man, wenn das Kind unter Legasthenie leidet, noch nicht sicher schreiben kann oder einfach keine Lust hat, schriftlich seinen Tag zu fixieren?

Schreiblust entwickeln Kinder häufig, wenn beispielsweise beim Abendessen über den gewesenen Tag zwangfrei erzählt wird. Eine gute Hilfestellung ist es darüber hinaus, wenn das Elternteil schreibt, während die Kinder mündlich berichten. Ferner hilft ein Aufnahmegerät, den Tagesbericht festzuhalten, um später von den Eltern ins Tagebuch übertragen zu werden. Auch Stichpunkte reichen, und nichts spricht dagegen, dass der Tag gelegentlich aufgemalt, statt aufgeschrieben wird.

Worüber schreiben?

Häufig berichten Eltern davon, dass die Kinder nicht wissen, was sie berichten sollen. Das Tagebuchschreiben ist eine Ebene der Abstraktion, deren Sinn Grundschulkinder nicht umfassend begreifen können. Bei älteren Kindern kommt hinzu, dass sie nicht mehr so bereitwillig aus ihrem Tag berichten, möglicherweise gerade bedeutungsvolle Dinge verschweigen.

Die Eltern machen es jungen und älteren Kindern leicht, wenn sie inhaltliche Vorgaben machen. Sie können vereinbaren, dass die Kinder zwei Erlebnisse des Tages benennen und abschließend zwei Gefühle dazu assoziieren und dazuschreiben.

Gerade weil einem Großteil der Kinder das Benennen von Gefühlen schwer fällt, erleichtern Eltern diesen Prozess, wenn die Kinder die Gefühle aus einer bereits von den Eltern vorbereiteten Gefühlspalette ankreuzen können.

Die Gefühlspalette kann eine simple Liste auf einem Papierbogen sein, den die Eltern für jeden Tag beilegen. Die Gefühlsliste sollte die sieben Basisemotionen eines Menschen aufführen:

  • Freude, Trauer, Angst, Überraschung, Ekel, Verachtung und Wut.

Ferner können diese Basisgefühle verfeinert und die Palette erweitert werden auf weitere Emotionen wie etwa Enttäuschung, Aufregung, Vorfreude, Verwirrung, Unschlüssigkeit, Verliebtheit, Begeisterung.

Eltern-Antworten auf empfindliche Themen

Es gibt wohl kein Patentrezept zu der Frage, was ein Elternteil im Positiv-Tagebuch schreiben solle, wie die „beste“ Elternantwort ausfallen muss, wenn das Kind über schwierige Erlebnisse berichtet. Ferner ist es wichtig, auch Banales und Alltägliches zu kommentieren und es als wichtig und als Gesprächsgrundlage hervorzuheben. Zwei Richtwerte sind wichtig, die man sich als Eltern bewusst machen darf:

  • Was ist schwierig?
  • Was ist banal?
  • Muss ich als Elternteil auf alle Erwähnungen meines Kindes antworten?

Themen, die für ein Kinder schwierig sind, können für das Elternteil „nicht der Rede wert“ sein. Es gilt für die Eltern ein Gespür zu entwickeln, welche Dinge das Kind belastet haben und welche Lapalien sind. Das Kind hat sich mit der Freundin in der Pause gestritten, der Handschuh war plötzlich im Mülleimer, der Lehrer hat geschimpft, der Kopf tat vor Anstrengung im Mathetest weh. Alles wohl vermeintlich alltägliche Szenen aus der Schule. Die Eltern sind gefragt, hier nach Mustern und Wiederholungen Ausschau zu halten: Berichtet das Kind ähnliche Situationen über einen längeren Zeitraum? Kommt ein Name häufiger in problematischen Zusammenhängen vor?

Bezogen auf positive Erlebnisse können solche augenscheinlich banalen Sätze wie „Der Sportunterricht war lustig“ eine Quelle sein für Rückfragen vonseiten des Elternteils und offenen Gesprächen – beispielsweise darüber, was es besonders am Sportunterricht mag.

Es gilt dabei der Grundsatz: Alles, was das Kind ins Tagebuch schreibt, ist für es wichtig!

Welche Methoden der positiven Verstärkung gibt es?

Was ist positive Verstärkung? Als positive Verstärkung wird ein psychischer Mechanismus bezeichnet, bei dem eine Handlung oder eine Aussage dazu führt, dass ein bestimmtes Verhalten gefördert und folglich gehäuft auftritt.

Wie können Eltern nun das Tagebuchschreiben positiv verstärken?

  • Die Eltern können die Stärken und Talente ihres Kindes besonders betonen und das Kind ermutigen, seine Fähigkeiten auszubauen.
  • Kritische Gedanken sollten Eltern wohlwollend formulieren, sodass das Kind sich nicht angegriffen fühlt und seine Handlungen nicht in Frage gestellt werden. Eine konstruktive Kritik ist gefragt.
  • Mit Einfühlungsvermögen und Akzeptanz schaffen die Eltern auch problematischen Themen auf emotionaler statt rationaler Ebene zu begegnen.
  • Mitmachen und Ermutigen führt dazu, dass die Kinder sich in ihrer Schreibtätigkeit bestärkt fühlen.
  • Niemals sollten Eltern ehrliche und direkte Aussagen der Kinder in Frage stellen oder diskutieren, ihren Wahrheitsgehalt hinterfragen oder gar ins Lächerliche ziehen. Ehrlichkeit ist ein Verstärker und ermuntert zur Offenheit. Berichtet ein Kind von einem Fehler, einer Lüge, einem Streit ist es ratsam für die Eltern, die Ehrlichkeit zu loben und sich für die Gründe zu interessieren, warum gelogen oder gestritten wurde.
  • Fehler sind erlaubt! Das Tagebuch ist kein Diktat und kein Gegenstand von Rechtschreibübungen, weder Wörter noch Zeichensetzung sollten korrigiert werden. Es geht ausschließlich um den Inhalt und den Austausch. Korrekturen und Verbesserungen in diesem Rahmen können zu einer ernsten Schreibblockade führen.

Und wenn es nicht funktioniert?

Wer mit dem Positiv-Tagebuch nicht vorankommt, weil das Kind abblockt oder die Arbeit damit mühsam und verspannt ist, so sollte man dem Kind offen kommunizieren, dass man damit jederzeit aufhören kann. Man kann es Monate später nochmals problieren. Nicht alle guten Ideen passen für jede Familie.

Wichtig wäre es jedoch, das Zeitfenster beizubehalten – Qualitätszeit mit dem Kind zu verbringen, ein Brettspiel zu spielen oder einfach bei Pfannkuchenessen vom Tag zu erzählen. Damit siganlisiert man auch: Ein Tagebuch ist nur einer der vielen Wege zur Kommunikation miteinander.

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Bildquellen

  • Unsplash @ Marcos Paulo Prado
  • Pixabay @ Pexels
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  • Unsplash @ Nicolas Messifet
  • Unsplash @ Nathan Dumlao
  • Pexels @ Bich Tran

Quellen

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Verst%C3%A4rkung_(Psychologie)
  • https://adhs.aok.de/beziehung-zum-kind-staerken/beziehung-zum-kind-staerken/was-moegen-sie-an-ihrem-kind/positiv-tagebuch/
  • https://medium.com/@emotionalerfolgreich/tagebuch-f%C3%BChren-mit-kindern-fdaa701d98cd
  • https://ms-initiative-ich.de/selbst-sein-mit-ms/positiv-tagebuch/
  • https://www.praxis-neuwinger.de/das-positiv-tagebuch/
  • https://seelenschreiberei.org/6-tipps-fur-dein-positiv-tagebuch/
  • https://seelenschreiberei.org/4-grunde-positiv-tagebuch-zu-fuhren/
  • https://coaching-plus-entspannung.de/positiv-tagebuch-gegen-depression-und-angst/
  • https://psychotherapie.tools/material-finden/verfahren-methoden/sonstige/3352/therapeutisches-schreiben-mein-positiv-tagebuch
  • https://medium.com/@emotionalerfolgreich/tagebuch-f%C3%BChren-mit-kindern-fdaa701d98cd

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