Die Glücksformel von Ken Mogis Ikigai: Das Glück im Kleinen erkennen

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Ken Mogi und das Ikigai

Ken Mogis Ikigai-Buch ist 2018 im großen Dumont-Verlag erschienen und bringt inspirierende Erzählungen glücklicher Menschen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zusammen.

Ken Mogi ist ein japanischer Neurowissenschaftler und Autor. Er hat darüber hinaus ein weiteres Bücher zu japanischen Lebenskunst veröffentlicht und ist in diesem Gebiet sehr bewandert.

Begriff

Ikigai ist eine japanische Lebensphilosophie. „Iki“ bedeutet „Leben“, „gai“ heißt „Wert“. Ikigai schließt also als Konzept den gewichtigen Lebenssinn ebenso ein wie das Wertvolle am „kleinen“ alltäglichen Leben.

Dabei hat der Begriff im Japanischen zwei Bedeutungen:

  • Zum Einen steht Ikigai für das Objekt des Glückes, beispielsweise in dem Satz: Die Musik ist mein Ikigai, oder Mein Kind ist mein Ikigai.
  • Zum Anderen steht der Begriff für das Grundgefühl, sinnvoll und glücklich zu leben.

Dabei kann sich der Ikigai im Laufe des Lebens verändern, ist nicht statisch und ist häufig an gesellschaftliche Einflusse gekoppelt.

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Mieko Kamiya und der Aufschwung des Ikigai

Ikigai entstand als Lebensphilosophie im Japan des 14. Jahrhunderds, also vor mehr als 700 Jahren. Geschichtlich ließ die Frage nach dem Ikigai lange Zeit keine individuelle Antwort zu: Das Ikigai der Männer war die Arbeit und die Firma, jenes der Frauen Haushalt und Kinder. Überhaupt beinhaltete das in Japan auch heute gebräuchliche Wort Ikigai die Bedeutung: „das, wofür es sich lohnt, morgens aufzustehen“. Keinesfalls also war es ursprünglich an einen individuellen höheren Lebenssinn gebunden.

Erst in den 1950er- und 1960er-Jahren jedoch begann die japanische Psychiaterin und Autorin Mieko Kamiya (1914–1979) anhand des Verhaltens ihrer todkranken und isolierten Patienten Daten und Beobachtungen aufzuzeichnen und sie im Sinne des Ikigai auszuwerten. Wofür leben, wenn das Sterben naht? Sie gilt als erste Gründerin der Ikigai-Forschung und -Psychologie.

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Erst mit Anfang der 70er Jahre und dem aufkommenden Wohlstand konnte sich die Gesellschaft die Frage nach dem persönlichen, individuellen Sinn des Lebens, dem Ikigai „leisten“: Im Laufe des Trends zur Selbstoptimierung in Japan der 1980er Jahre kam es zu einem Aufbranden des Ikigai Modells.

In der westlichen Welt kam der Begriff erst vor wenigen Jahren in der Ratgeberliteratur und Sinnfindungsbüchern vermehrt auf und bildet die Grundlage einer ganzen Reihe von Praxisbüchern, Artikeln und Interviews.

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Ziel des Ikigai

Es geht beim Ikigai Modell darum, den Sinn des Lebens zu finden, indem man die eigenen Talente und Leidenschaften, Charakterzüge und Anlagen erkennt, annimmt, zur Entfaltung bringt und in sein tägliches Leben einflechtet. Das Ikigai ist dabei nach alter Lehre bereits in uns angelegt: Wir müssen es nur mithilfe von Selbstreflexion und Selbsterkenntnis (wieder-)finden und ausleben.

Was auf den ersten Blick weltabgewandt und spirituell klingt und möglicherweise den ein oder anderen abschreckt, ist im Eigentlichen eng gekoppelt an die jahrtausendalte Suche des Menschen nach Glück und Erfüllung. Es gibt kaum jemand, dem nicht früher oder später die Frage begegnet: Wofür bin ich auf der Welt, welche Aufgaben habe ich und was kann ich tun, damit ich zufrieden und ausgeglichen leben kann? Diese Fragen möchte das Ikigai Modell beantworten.

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Ikigai Modell: Neudeutung und Ken Mogis Konzept

Das Missverständnis des Ikigai Modells als Venn-Diagramm

Immer wieder (und immer wieder vergeblich) betonen Menschen, die sich eingehend mit Ikigai und Japan beschäftigen, dass das Modell der vier Elemente einer kreativen Skizze des Bloggers Marc Winn von 2014 entstammt. Die Skizze war eine Verschmelzung des Venn-Diagramms des spanischen Astrologen Zuzunaga mit dem Begriff aus dem Okinawa-Buch: Ikagai. Die Grafik entsprach nicht den Grundzügen des Ikigai, war aber eingängig und gefällig und verbreitete sich somit schnell. Folglich ging ein Ikigai Modell um die Welt, das mit dem japanischen Glückskonzept nichts gemein hatte. Dennoch hat sich Marc Winns Diagramm als westliches Ikigai Modell in unzähligen Artikel, Büchern und Köpfen verfestigt.

Das Ikigai Modell beschreibt ein System aus vier unerlässlichen Voraussetzungen, deren Schnittmenge Bedingung für Ikigai ist. Die vier Bereiche sind:

  • die Leidenschaft, etwas also, das ein Mensch liebt und gerne tut
  • die (Lebens-)Aufgabe, demnach etwas, das die Welt braucht
  • der Beruf, namentlich jene Dinge, mit denen wir Geld verdienen, sowie
  • die Berufung, das also, worin ein Mensch Talent hat

Dabei müssen alle Bereiche erfüllt sein und als Einheit gelebt werden, andernfalls werden der Lebenssinn, die Zufriedenheit und das Glück nicht erreicht.

Das Ikigai jedoch hat mit Finanzen, Anerkennung, Einfluss und Erfolg ursprünglich nichts zu tun gehabt. Dieses entlehnte und veränderte Ikigai Diagramm ist also eine „Wildblüte“ eines Blogbeitrags. Es passte jedoch in das gerade neu aufkommende spirituelle Konzept der gerade erwachsen gewordenen Generation Z. Diese erhob die Manifestation eines Traumlebens auf ein Podest, und glaubte an ein vollumfänglich glückliches, leichtes, leidenschaftliches und wohlhabendes Leben, das mit Sinn statt mit Schweiß erreicht wird, in einem Beruf, der als Berufung gelebt wird.

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Die 5 Säulen des Ikigai von Ken Mogi

Ken Mogi hat das Ikigai Modell hingegen auf der Basis des althergebrachten Ikigai für die heutige Welt verfügbar gemacht und behält die Grundzüge treu bei. Er präsentiert es eingängig in Form der 5 Säulen des Ikigai. Die fünf Säulen lauten:

  • Klein anfangen
  • Loslassen lernen
  • Harmonie und Nachhaltigkeit leben
  • Die Freude an kleinen Dingen entdecken
  • Im Hier und Jetzt sein

Klein anfangen“ ist ein Aufruf zur Geduld und Wertschätzung für kleine Schritte in Richtung Ikigai.

Mit „Loslassen“ sind die Konventionen gemeint, es wird demnach ein unverstellter, kindlicher, erwartungsvoller und neugieriger Blick geübt auf alles, was uns umgibt.

Harmonie leben“ zielt auf eine innere Ruhe, Zufriedenheit und Selbsterkenntnis, die innere Kämpfe, Neid oder Verbitterung aus dem Weg räumen.

„Die Freude an kleinen Dingen entdecken“ spielt darauf an, dass jede alltägliche Tätigkeit zu einem Ikigai werden kann. Es umreißt somit den anfangs beschriebenen achtsamen Weg zum Glück, indem in vielen auch kleinen Dingen Zufriedenheit gefunden werden kann.

Schließlich baut Ikigai auch auf Achtsamkeit und Fokus, wodurch wir im „Hier und Jetzt sein“ können und unverstellt den Augenblick wahrnehmen.

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Dabei geht es also stehts darum, in den kleinen Dingen Erfüllung zu finden, nicht ungeduldig zu sein und jeden Schritt in die richtige Richtung zu würdigen. Achtsamkeit, Gegewärtigkeit und Dankbarkeit sind tragende Prinzipien des Ikigai.

Bildquellen

  • Pixabay @ Denise Husted
  • Unsplash @ Yan Ming
  • Pexels @ Andrea Piacquadio
  • Unsplash @ Katrina Wright
  • Unsplash @ Markus Spiske

Quellen

  • Ken Mogi: Ikigai: Die japanische Lebenskunst. Dumont, 2018.
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Ikigai
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Ken_Mogi
  • https://www.zeit.de/2023/35/ikigai-lebensphilosophie-japan-psychologie-katharina-stenger
  • https://www.sueddeutsche.de/leben/sinn-und-unsinn-vom-kleinen-und-grossen-glueck-1.3431230
  • https://www.derstandard.de/story/2000129664950/ikigai-was-unser-leben-lebenswert-macht
  • https://finde-zukunft.de/mieko-kamiya-die-mutter-des-ikigai
  • https://utopia.de/ratgeber/ikigai-mit-der-japanischen-philosophie-den-sinn-des-lebens-finden/
  • https://katharina-stenger.de/ikigai/
  • https://einfach-wertvoll-leben.de/was-ist-ikigai

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