Einsatz von Gebärdensprache in inklusiven Schulen: Facts, Fun & Handzeichen als Download

Ein kleines Mädchen mit dunklen Haaren trägt ein weißes Hemd und eine rote Weste. Sie schaut direkt in die Kamera und zeigt mit einer Hand ein Zeichen. Der Hintergrund ist unscharf und zeigt eine Schulumgebung.

Wie viele hörgeschädigte Kinder besuchen eigentlich reguläre Schulen? Welche Rolle spielt die Gebärdensprache im Unterricht? Und warum kann ein Projekttag, an dem die ganze Klasse die Hände sprechen lässt, nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch richtig Spaß machen?

Hörgeschädigte in Deutschland – ein Blick auf die Zahlen

Nach Schätzungen leben in Deutschland etwa 235.000 gehörlose oder hochgradig hörgeschädigte Menschen. Davon nutzen rund 80.000 Kinder und Jugendliche eine Hörhilfe oder kommunizieren teilweise oder vollständig mit Gebärdensprache. Insgesamt gehen Forscher:innen davon aus, dass etwa 200.000 Menschen die Deutsche Gebärdensprache (DGS) verwenden – darunter sowohl Gehörlose als auch hörende Angehörige, Dolmetscher:innen und Fachkräfte.

Für die Schulen bedeutet das: Gebärdensprache ist kein Randthema, sondern betrifft eine wachsende Zahl an Kindern, die in den Klassen sitzen.

Hörgeschädigte Kinder in Schulen – wo lernen sie?

Im Schuljahr 2020/21 hatten rund 7 % aller Schüler:innen in Deutschland einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Das sind mehr als eine halbe Million Kinder. Etwa 45 % dieser Kinder wurden in inklusiven Klassen unterrichtet, also gemeinsam mit allen anderen.

Speziell im Bereich Hören und Kommunikation zeigen Zahlen, dass durchschnittlich etwa ein Drittel der hörgeschädigten Schüler:innen eine Regelschule besucht. In einigen Bundesländern liegt der Anteil sogar deutlich höher: In Hessen sind es rund 65 %, in Bayern eher 40 %.

Rechnet man diese Werte hoch, ergibt sich ein realistisches Bild: Von den 80.000 hörgeschädigten Kindern in Deutschland lernen zwischen 25.000 und 50.000 Kinder in normalen Klassenräumen – zusammen mit hörenden Mitschüler:innen.

Damit wird klar: Lehrkräfte an Regelschulen werden mit dem Thema konfrontiert, ob sie es geplant haben oder nicht. Gebärdensprache ist also nicht nur ein Spezialfall für Förderschulen, sondern Teil des Alltags an vielen Schulen.

Zwei Frauen führen ein Gespräch in einem hellen Raum. Eine Frau sitzt auf einem Sofa und gestikuliert, während die andere sie aufmerksam ansieht. Die Szene vermittelt eine entspannte Atmosphäre und zeigt nonverbale Kommunikation.

Gebärdensprache und Inklusion

Rechtlicher und bildungspolitischer Rahmen

Die Grundlage für die Verankerung von Gebärdensprache in Schulen bildet die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Sie garantiert Menschen mit Behinderungen das Recht auf gleichberechtigte Bildung und verpflichtet die Mitgliedsstaaten, entsprechende Strukturen zu schaffen. Für Deutschland bedeutet das: Kinder mit Hörschädigungen dürfen nicht von allgemeiner Bildung ausgeschlossen werden, sondern haben Anspruch auf barrierefreien Unterricht.

Seit 2002 ist die Deutsche Gebärdensprache (DGS) gesetzlich anerkannt. Damit wird ihr Status als vollwertige Sprache auch auf institutioneller Ebene deutlich. Viele Bundesländer haben inzwischen Rahmenbedingungen geschaffen, um Gebärdensprachdolmetscher:innen oder sonderpädagogische Unterstützung an Schulen einzusetzen. Dennoch bestehen große Unterschiede zwischen den Bundesländern, und die Umsetzung hängt stark von den Ressourcen der einzelnen Schulen ab.

Basale Aktionsgeschichten

Aktivierung in Sonderpädagogik, Altenpflege, Inklusion

Braindumping - SpielundLern-Blog

Pädagogischer Mehrwert für alle Kinder

Kommunikationsbrücke

Für hörgeschädigte Schüler ist Gebärdensprache eine wichtige Brücke. Sie ermöglicht ihnen, Inhalte zu verstehen, am Unterricht teilzunehmen und sich auszudrücken. Aber auch für hörende Kinder kann sie bereichernd sein: Wer Gebärden lernt, bekommt einen erweiterten Blick auf Sprache und Kommunikation.

Eine Person zeigt eine Handgeste mit einem Finger, der aufrecht steht, und einer anderen Hand, die in einer anderen Position ist. Die Person trägt einen schwarzen Mantel und steht vor einem neutralen Hintergrund.

Sprachliche Förderung

Gebärdensprache ist eine visuell-manuelle Sprache. Sie arbeitet mit Gestik, Mimik, Körperhaltung und räumlicher Orientierung. Für Kinder bedeutet das: Sie lernen, Sprache ganzheitlich wahrzunehmen. Studien zeigen, dass das frühe Erlernen von Gebärden das Sprachbewusstsein stärkt und den Erwerb weiterer Sprachen erleichtern kann. Kleine Kinder können oft schon Gebärden für „essen“, „trinken“ oder „nochmal“ nutzen, bevor sie die Wörter sprechen können.

Auch für hörende Kinder bietet der Einsatz von Gebärden Vorteile. Besonders im frühen Spracherwerb oder bei Kindern mit verzögerter Sprachentwicklung können Gebärden Brücken bauen. Sie ermöglichen Kommunikation, bevor die Lautsprache vollständig entwickelt ist, und erweitern so die Ausdrucksmöglichkeiten.

Soziale und emotionale Kompetenzen

Ein zentrales Argument für die Einführung von Gebärdensprache im Unterricht liegt im Bereich der sozialen Entwicklung. Kinder, die Gebärden lernen, erweitern ihre Fähigkeit zur Perspektivübernahme. Sie setzen sich mit einer anderen Form von Kommunikation auseinander und entwickeln dadurch Empathie und Akzeptanz.

Im inklusiven Klassenzimmer können alle Kinder aktiv beitragen, wenn Gebärden als gemeinsame Sprache eingeführt werden. Hörgeschädigte Schüler:innen sind nicht mehr die „Ausnahme“, sondern bringen wertvolles Wissen ein, das für die ganze Gruppe Bedeutung hat. Dies stärkt ihr Selbstbewusstsein und fördert zugleich die soziale Integration.

Eine Hand, die eine kleine Menge symbolisiert, zeigt die Finger in einer Greifbewegung. Der Hintergrund ist ein sanftes Blau, das die Geste betont.

Kreativität und Lernmotivation

Gebärdensprache verbindet Sprache mit Bewegung. Für Kinder, die gerne mit dem Körper arbeiten, bietet das neue Lernwege. Lieder, Gedichte oder Geschichten können durch Gebärden begleitet werden. Dadurch entsteht eine multisensorische Erfahrung, die Lerninhalte tiefer verankert.

Auch die Motivation steigt, wenn Kinder merken, dass sie sich mit Gebärden verständigen können. Besonders in heterogenen Klassen, in denen sprachliche Unterschiede groß sind, eröffnet Gebärdensprache einen zusätzlichen, gemeinschaftlichen Zugang.

Nonverbale Kompetenzen

Die Schule lebt nicht nur von Wissen, sondern auch von Miteinander. Wer Gebärden beherrscht, ist sensibler für Körpersprache, Mimik und Gestik. Gerade in inklusiven Klassen ist das ein Pluspunkt. Kinder lernen, auch jenseits von Worten aufmerksam aufeinander zu achten.

Praxisbeispiele aus Schulen

Grundschule

In vielen Grundschulen werden mittlerweile einzelne Gebärden in den Schulalltag integriert. Beliebt ist etwa die Einführung von Gebärden für Begrüßungen im Morgenkreis. Kinder lernen, „Guten Morgen“ zu gebärden oder einfache Wörter wie „Danke“ oder „Bitte“ mit den Händen auszudrücken. Auch Monatslieder oder Gedichte werden durch Gebärden begleitet.

Illustration von Handzeichen für das Alphabet, dargestellt in verschiedenen Farben. Jedes Zeichen repräsentiert einen Buchstaben von A bis Z und zeigt die Handpositionen für die Gebärdensprache. Ideal für Lernmaterialien oder zur Förderung der Kommunikation in der Gehörlosengemeinschaft.

Ein Beispiel ist die Kölner Grundschule An den Kaulen, die Gebärden in den Unterrichtsritualen verankert hat. Lehrkräfte berichten, dass sich dadurch das Gemeinschaftsgefühl in der Klasse spürbar verstärkt hat. Hier werden Gebärden im Morgenkreis regelmäßig einsetzt. Eltern berichten, dass die Kinder die Zeichen begeistert nach Hause tragen – und so plötzlich die ganze Familie „Danke“ oder „Bitte“ in Gebärdensprache kennt.

Sekundarstufe

Auch weiterführende Schulen entdecken Gebärdensprache zunehmend als Ressource. Einige Gymnasien und Gesamtschulen bieten Gebärdensprache als Wahlfach oder AG an. Ein Beispiel ist die Elbschule in Hamburg, ein staatliches Kompetenzzentrum für Hören und Kommunikation. Dort lernen hörende und hörgeschädigte Jugendliche gemeinsam, Gebärdensprache als Alltagssprache zu nutzen.

Solche Projekte fördern nicht nur die sprachliche Vielfalt, sondern auch das kulturelle Bewusstsein. Gebärdensprache ist nicht nur ein Kommunikationsmittel, sondern Teil einer eigenen Sprachgemeinschaft. Schülerinnen und Schüler erhalten dadurch Zugang zu einer Kultur, die in der Gesellschaft oft unsichtbar bleibt.

Eine Person zeigt mit der Hand das "I Love You"-Zeichen in Gebärdensprache. Die Hand ist gut sichtbar und die Fingernägel sind gepflegt. Der Hintergrund ist neutral und lenkt nicht ab.

Der Projekttag – wenn alle die Hände sprechen lassen

Nicht jede Schule kann sofort Gebärdensprachkurse anbieten. Aber ein Projekttag ist schnell organisiert – und sorgt für nachhaltige Wirkung.

Wie könnte so ein Tag aussehen?

  • Stationenlernen: Verschiedene Räume oder Stände bieten Gebärden für Alltagssituationen an – Begrüßung, Gefühle, Zahlen, Farben.
  • Stummes Theater: Kinder spielen kleine Szenen, dürfen aber nur mit Gebärden und Mimik kommunizieren.
  • Lieder mit Gebärden: Bekannte Kinderlieder oder Popsongs werden gemeinsam gebärdet – das macht Spaß und bleibt im Kopf.
  • Silent Table: In der Mensa oder im Klassenraum wird eine halbe Stunde lang nur mit Gebärden gesprochen – eine Erfahrung, die den Blick verändert.
Erzi Balancierparcours Rocky

Kamishibai Erzähltheater DIN A3, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Kreashibai Erzähltheater von Don Bosco

Erzähltheater KreaShibai multi DIN A3, aus Holz, ohne Abrollvorrichtung

Erzi Balancierparcours

KreaShibai Erzählschiene mit Schattenleinwand & Ausschneidefiguren

Projekttag zur Gebärdensprache mithilfe des Kamishibai-Theaters

Ein besonders anschaulicher Zugang ist das Kamishibai-Theater, ein traditionelles japanisches Erzähltheater mit Bildkarten. Es eignet sich hervorragend, um Gebärdensprache kreativ und visuell in den Unterricht einzubinden. Gerade weil Kamishibai stark auf Bilder und Erzählen setzt, lässt es sich mit Gebärden kombinieren – die Kinder erleben Sprache hier nicht nur akustisch, sondern auch visuell und körperlich. Es gibt viele Ideen, wie man ein Kamishibai-Theater einbinden kann, hier sind drei wunderbare Ansätze zum Nachmachen oder Weiterentwickeln.

Bildergeschichte mit Gebärden begleiten

Die Lehrkraft erzählt eine Bildergeschichte im Kamishibai und nutzt dazu parallel die passenden Gebärden (z. B. „Hallo“, „essen“, „spielen“, „Tschüss“). Die Kinder können die Gebärden nachahmen und lernen so, Wörter nicht nur im Kontext zu hören, sondern auch in einer Handlung zu erleben. Besonders wirksam ist es, wenn die Geschichte viele Alltagssituationen enthält, die sich leicht in Gebärden ausdrücken lassen.

Gebärden-Rollen übernehmen

Jedes Kind oder eine kleine Gruppe übernimmt für eine Figur oder ein wiederkehrendes Element in der Geschichte bestimmte Gebärden. Während die Bilder gezeigt werden, gebärden die Kinder an der passenden Stelle. Auf diese Weise wird das Erzählen dialogisch und interaktiv. Auch Kinder, die nicht sprechen möchten oder können, können aktiv mitmachen, indem sie eine Gebärdenrolle übernehmen.

Eigenes Gebärden-Kamishibai entwickeln

Die Klasse gestaltet eigene Bildkarten zu einer kurzen Geschichte oder einem Märchen. Die Bilder werden so entworfen, dass bestimmte Gebärden gut dazu passen (z. B. „laufen“, „weinen“, „schlafen“). Anschließend führen die Kinder ihr Gebärden-Kamishibai vor – abwechselnd als Erzähler:innen und als „Gebärden-Darsteller:innen“. Das Projekt verbindet so kreatives Gestalten, Sprachförderung und nonverbale Kommunikation.

So wird das Kamishibai nicht nur zum Medium für Erzählkunst, sondern auch zu einem Lernfeld für Gebärdensprache – lebendig, anschaulich und gemeinschaftlich.

Spaßfaktor garantiert

Kinder lieben es, etwas Neues mit dem Körper auszuprobieren. Gebärden haben fast etwas Spielerisches – wie ein Tanz mit den Händen. Gleichzeitig merken die Kinder schnell: Hier steckt eine echte Sprache dahinter. Der Projekttag vermittelt also nicht nur Wissen, sondern auch eine Erfahrung, die lange nachwirkt.

Download von 9 Karten mit Gebärdenzeichen zum Thema „Gemeinsam essen“ für Ihre Projekte im Schulunterricht

Gebärdensprache Karten zum Thema „Gemeinsam essen“

Vorlagen zum Download für Vorträge und den Projektunterricht

Zielcollage Vision Board - Spielundlern.de

Gemeinsam essen hat eine wichtige soziale Komponente: Man kocht zusammen und sitzt gemeinsam an einem Tisch. Schaffen es die Schüler, in Gebärdensprache zu sagen, was sie essen oder trinken möchten? Machen Sie eine Challenge mit Ihrer Klasse und gestalten Sie ein gemeinsames Essen in Gebärdensprache, recherchieren Sie dafür im Internet auch nach weiteren Gebärden – am besten gemeinsam mit der Klasse. Welche Lieblingsgerichte fallen den Kindern noch ein? Videoanleitungen der Gebärden mit einer Suchfunktion finden Sie u.a. auf folgender Seite, dem Wörterbuch für Gebärdensprache: https://signdict.org/.

Erweitern Sie somit Stück für Stück die Gebärdenpalette zum Thema Essen. Viel Spaß!

In unserem SpielundLern Shop bieten wir eine große Auswahl an Materialien fürs Erzähltheater. Dabei ist das Sortiment an Puppen und Handpuppen sehr vielfältig: Fingerpuppen, Handpuppen und Handspieltiere warten auf ihre Aufführung in Kita und Schule. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Bildquellen

  • Unsplash @ Assad Tanoli
  • Pexels @ rdne
  • Pexels @ Kevin Malik
  • Pixabay @ Gerd Altmann
  • Freepik @ Freepik
  • Freepik @ Freepik

Quellen

  • www.dinolingo.com/free-german-sign-language-basics-for-children-visual-learning-guide-2025
  • www.sonntagsblatt.de/artikel/gesellschaft/rund-80000-kinder-mit-eingeschraenktem-hoervermoegen-leben-deutschland
  • de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Gebärdensprache
  • angelikasgerman.co.uk/hands-across-borders-german-and-british-sign-language
  • https://www.thegermanproject.com/german-lessons/greetings-and-essentials
  • www.uk-koeln.de/uniklinik-koeln/aktuelles/detailansicht/kindliche-hoerverluste-werden-spaet-festgestellt
  • www.aktion-mensch.de/inklusion/bildung/hintergrund/zahlen-daten-und-fakten/inklusionsquoten-in-deutschland
  • www.dfgs-info.org/service/forum/laden.php?alte_homepage=0&name=2014%2Fforum2014-becker.pdf
  • www.pedocs.de/volltexte/2021/21609/pdf/ESP_2020_3_Avemarie_Hintermair_Soziale_Teilhabe.pdf
  • www.news4teachers.de/2025/08/verabschiedet-sich-deutschland-aus-der-inklusion-dutzende-neue-foerderschulen-werden-gebaut-trotz-un-ruege/
  • www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2021/2021_10_07-Empfehlung-DGS-Sek-I.pdf
  • ruthschaumannschule.wordpress.com/fingeralphabet-shines-bright/

Ein Kommentar zu “Einsatz von Gebärdensprache in inklusiven Schulen: Facts, Fun & Handzeichen als Download”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Die Datenschutzbestimmungen habe ich zur Kenntnis genommen.