Die Geschichte des Adventskalenders

Vom regionalen Brauchtum zum weltweiten Phänomen – ein historischer Grundzug durch die 100-jährige Geschichte eines kulturellen und wirtschaftlichen Aufstiegs.

Für die meisten Familien gehört ein Adventskalender zu den festen und langersehnten Bräuchen der Vorweihnachtszeit. Gerade mal über 100 Jahre alt und doch so präsent, dass man meinen könnte, dass es ohne nicht mehr geht.

Advent, Fastenzeit und die katholische Kirche

Ihm vorausgegangen war ein päpstlicher Beschluss im 7. Jahrhundert, man möge an jedem Adventssonntag der Geburt Christi gedenken, beten, Buße tun und fasten. Da man sich dabei an das überlieferte 40-tägige Fasten Jesu orientierte, dauerte die Adventszeit vormals 6 Wochen und wurde später auf 4 Wochen vereinheitlicht.

Die katholische Kirche hob 1917 das Gebot der Fastenzeit auf, die zuvor mit dem Martinstag am 11.11. eingeläutet wurde, und ebnete damit auch für streng Gläubige den Weg für eine Zeit des vorweihnachtlichen Schenkens und der kulinarischen Genüsse.

Obwohl nach wie vor einige Menschen in der Vorweihnachtszeit fasten, verlagerte sich seitdem die Sicht auf diese Zeit – von der christlich geprägten Buße und Fastenzeit zur besinnlichen Festzeit voller Lichter und Geschenke.

Einen ähnlichen Weg ging auch der Adventskalender. Von der pragmatischen Sichtbarmachung der Zeit bis zum Fest der genuss- und geschenkreichen Adventskalenderfülle vergingen lediglich knapp über 100 Jahre.

Wann ist endlich Weihnachten?

Zur frühen Geschichte des Adventskalenders gehört wohl seine Rolle, ganz pragmatisch die Kalenderzeit sichtbar zu machen. Eine Kerze für jeden Tag oder 4 für die Adventssonntage, so konnten auch kleine Kinder absehen, wie die Zeitspanne bis Weihnachten kleiner wird.

Anfangs bestand der Adventskalender bei mancher Familie daher auch aus Kreidestrichen an der Tür oder aus kleinen christlichen oder winterlichen Bildern.

Je nach Region entwickelten sich mit der Zeit unterschiedliche kreativen Ideen, die Adventszeit abzubilden: Adventskerzen brannten 24 Striche herunter oder der Zeiger einer Adventsuhr lief um 24 mal beschriftete, mal bebilderte Tage herum. In Österreich stieg das Jesuskind eine Himmelsleiter 24 Stufen hinab bis zur Krippe.

Der Adventskalender zu Beginn des 20. Jahrhunderts

1902 wurde von der evangelischen Buchhandlung Trümpler die erste Adventskalender-Uhr veröffentlicht, 1904 lancierte der Verlag Gerhard Lang eine erste Form des gedruckten Bilder-Adventskalenders als Beilage in einer Stuttgarter Zeitung. Dies war der Startschuss für den auf Massenproduktion ausgelegten Adventskalender, den Lang dann anschließend über Jahrzehnte in verschiedenen Variationen in seinem Verlag herausbrachte.

Zunehmend wurden die kleinen Bildchen zur Dekoration für die hinter Türchen versteckten Leckereien oder Geschenke. Ab den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts schmückten sie entweder massentauglich oder auch mal von Künstlerhand hinter ausgestanzten Klappen verborgene essbare oder spielbare Überraschungen.

Nach 32 Jahren stellte der Pionier der serienmäßig gedruckten Adventskalender 1940 die Produktion ein. Zu groß war die Konkurrenz massentauglicher Exemplare, zu sehr waren die Preise gefallen. Zudem war dem Adventskalender in Kriegszeiten keine gute Zeit beschert, Papier war rationiert und religiöse Themen ohnehin im Nationalsozialismus verpönt.

Doch schon Ende 1945 starteten die Verlage die Produktion aufs Neue. Der Adventskalender war bald nicht nur in Deutschland, sondern auch im deutschsprachigen Ausland, wie auch in Großbritannien und den USA aus der Vorweihnachtszeit nicht mehr wegzudenken.

Die Kommerzialisierung des Adventskalenders

Zum Siegeszug des Adventskalenders gehört eindeutig die Kommerzialisierung dieses traditionsreichen Vorweihnachtsbrauches.

Dazu gehörten neben der weltweiten Verbreitung wohl auch zwei andere wichtige Aspekte:

  • Erstens: Das Innere des Kalenders wurde zunehmend von großen Spielwarenherstellern befüllt, die ohnehin und weltweit in jedem Kindermunde (und Kinderzimmer) sind: Playmobil, Lego, Simba, hier spielt man auch bei nicht ganz so sinnigem und häufig preiswerterem Inhalt die Trumpfkarte Markenname aus. Dazu plädiert die Schokoladenfreiheit für mehr Gesundheit, der lange Spielwert für Nachhaltigkeit.
  • Zweitens: Der Adventskalender hat die Kinderzimmer verlassen und erreicht seit rund 10 Jahren auch zunehmend die Bevölkerungsgruppe über 18. Mit Parfüm, Tee, Bier oder Müsli versüßen sich nun auch die Großen die Vorweihnachtszeit.

Allein in Deutschland verkaufen sich jährlich rund 22 Millionen Adventskalender, mit stetig steigender Tendenz: Bei so viel Geschäftssinn kein Wunder.

Empfehlungen rund um den Adventskalender

Für nostalgische Herzen gibt der weltweit älteste Adventskalender-Verlag noch heute vorweihnachtliche Nachdrucke aus den 50er und 60er Jahren heraus.

Für kreative Gemüter gibt es die Möglichkeit, den ganz individuellen Kalender zu gestalten, die Themen zu mischen (wer möchte schon 24 Tage lang Müsli?), die Umverpackung zu variieren und vielleicht sogar zusammen mit der ganzen Familie daran zu basteln.

Spielmaterial für den Adventskalender

Für diejenigen, die gerne einen Adventskalender mit lehrreichem und altersübergreifendem Spielmaterial befüllen möchten, geht dies ganz wunderbar mit unseren ausgesuchte Produkt-Tipps um einen Adventskalender selbst zu gestalten.

Legen Sie dazu noch einige kleine und preiswerte Motorikspiele oder auch unsere Wissensspiele und die ganze Familie wird ganze Abende lang schöne Zeit erzählend und spielend miteinander verbringen.

Kreativ, nachhaltig, von langer Spieldauer, familienfreundlich und lehrreich – einen besseren Mix gibt es wohl kaum, wie wir finden!

Welche Adventskalender lieben Sie? Basteln Sie sie selbst oder kaufen Sie fertige? Haben Sie Basteltipps für unsere Leser oder Ideen für lehrreiche und familientaugliche Füllung?

 

Beitrag von Alice Linz, Redaktion SpielundLern.de

Quellen:

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