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Raumakustik
Die Qualität der Raumakustik ist mehr als nur ein architektonisches Detail. Sie prägt das alltägliche Erleben von Kindern, pädagogischen Fachkräften und Lehrkräften. Eine schlechte Akustik kann Stress, Konzentrationsprobleme und Missverständnisse fördern, während eine gut geplante akustische Umgebung Lernen, soziale Interaktion und Wohlbefinden unterstützt.
Gerade in Bildungseinrichtungen ist die Aufgabe, die Raumakustik zu verbessern, von zentraler Bedeutung. Dabei geht es nicht nur um technische Lösungen, sondern auch um eine bewusste Gestaltung von Räumen, die den Bedürfnissen von Kindern und Erwachsenen gerecht werden.
Welche Bedeutung hat Raumakustik, welche Raumakustik-Maßnahmen sind in Schulen sinnvoll, wie können Kitas spezielle Lösungen entwickeln und welche Schallschutz-Vorschriften gelten?
Die Bedeutung der Raumakustik in pädagogischen Einrichtungen
In einem Klassenzimmer oder Gruppenraum kommen täglich viele Menschen zusammen. Gespräche, Bewegungen, Stühlerücken und Hintergrundgeräusche führen schnell zu einer hohen Lautstärke. Die Schallwellen werden durch Wände, Böden und Decken reflektiert, wodurch ein unangenehmes Echo entsteht.

Warum ist eine ungünstige Raumakustik problematisch?
- Kinder müssen sich stärker konzentrieren, um Sprache zu verstehen.
- Lehrkräfte müssen lauter sprechen, was zu Stimmbelastungen führt.
- Gespräche gehen unter, Anweisungen werden missverstanden.
- Ein erhöhter Geräuschpegel steigert das Stresslevel und kann langfristig die Gesundheit beeinträchtigen.
Wer Raumakustik verbessern möchte, schafft nicht nur angenehmere Räume, sondern auch bessere Bedingungen für Lernen, Konzentration und soziales Miteinander.
Raumakustik verbessern mit modularen, selbst umsetzbaren Möblierungsmaßnahmen
Während bauliche Akustiklösungen wie Deckensegel oder fest installierte Absorber in Neubauten oder bei Sanierungen ihren festen Platz haben, brauchen Schulen im Alltag vor allem pragmatische und flexible Lösungen. Modular einsetzbare Möbel und einfache Hilfsmittel haben den Vorteil, dass sie ohne Fachfirma umgesetzt werden können, vergleichsweise günstig sind und den pädagogischen Alltag zusätzlich unterstützen.

Schallschutzsofa Akustiko Berlin B1 CME, schwer entflammbar

Schallschutz Spielhaus Cottage Sarah, schallabsorbierend

Akustik Trennwand 79,5 x 140 cm, Schallschutz
Akustik-Stellwände
Akustik-Stellwände bestehen meist aus einem leichten Holz- oder Metallrahmen, der mit schallabsorbierendem Material wie Filz oder Vlies gefüllt ist. Sie können frei im Raum positioniert und jederzeit umgestellt werden. Damit lassen sich große Klassenzimmer oder Ganztagsbereiche in kleinere Einheiten aufteilen.
Die Wirkung ist doppelt: Zum einen dämpfen die Stellwände den Schall, der ansonsten von einer Seite des Raumes zur anderen getragen würde. Zum anderen strukturieren sie die Raumorganisation – Arbeitsgruppen sitzen ruhiger beisammen und stören sich weniger gegenseitig. Praktisch ist zudem, dass viele Modelle pinnbar oder magnetisch sind und so auch als Präsentationsfläche genutzt werden können.
Gerade in offenen Lernlandschaften oder Multifunktionsräumen erweisen sich mobile Stellwände als unverzichtbar, weil sie Lerninseln schaffen, ohne die Flexibilität des Raumes einzuschränken.

Schallschutzsofas
Schallschutzsofas sind Polstermöbel mit besonders hohen Rücken- und Seitenlehnen. Durch ihre Form entstehen kleine akustische „Blasen“, die Gespräche nach innen dämpfen und Geräusche von außen abschirmen. Sie werden oft in Schulbibliotheken, Ganztagsbereichen oder in Fluren eingesetzt, die ansonsten sehr hallig wirken.
Der pädagogische Nutzen liegt in der Möglichkeit, Rückzugsräume zu schaffen, ohne dass Kinder den Raum verlassen müssen. Kleingruppen können dort ungestört arbeiten, Vorlesesituationen wirken intimer, und auch für Beratungs- oder Fördergespräche zwischen Lehrkraft und Schüler bietet ein Schallschutzsofa eine ruhige Atmosphäre.
Im Vergleich zu großen Umbauten sind solche Möbel deutlich günstiger und schnell einsatzbereit. Sie zeigen eindrucksvoll, dass gute Akustik nicht zwingend mit Bauarbeiten verbunden sein muss.
Akustik-Spielhäuser und Nischenmöbel
Was in Kindertagesstätten längst etabliert ist, lässt sich auch in Schulen nutzen: kleine Spielhäuser oder Nischenmöbel aus Holz oder schallabsorbierenden Materialien. Sie bieten den Kindern Rückzugsmöglichkeiten, fördern ruhige Spiel- und Arbeitsphasen und wirken gleichzeitig wie akustische Inseln im Raum.
In Ganztagsschulen oder offenen Lernzonen sind solche Möbel eine Bereicherung, weil sie es Kindern ermöglichen, selbstbestimmt eine „ruhige Ecke“ zu wählen. Pädagogisch wertvoll ist, dass Rückzugsmöglichkeiten ein Gegengewicht zu der oft hohen sozialen Dichte in Schulen darstellen. Akustisch sorgen diese kleinen Häuschen dafür, dass Stimmen und Geräusche nicht in den ganzen Raum getragen werden, sondern sich auf einen Bereich beschränken.

Regale, Vorhänge und Filzgleiter
Auch einfache Alltagslösungen können die Akustik merklich verbessern. Offene Regale mit Büchern oder Materialkisten wirken wie Schallschlucker, da sie den Schall nicht reflektieren, sondern in die Gegenstände hineinleiten. Vorhänge oder Stoffbahnen an Wänden und Fenstern brechen den Schall zusätzlich und geben Räumen eine wohnliche Atmosphäre.
Ebenfalls äußerst wirksam sind Filzgleiter unter Tischen und Stühlen. Sie verhindern, dass Möbel beim Verschieben laute Kratz- oder Scharrgeräusche erzeugen – ein Geräusch, das in Klassenzimmern tagtäglich für Stress sorgt. Mit minimalem Materialaufwand wird hier ein großer Unterschied erzielt.
Diese Maßnahmen sind besonders attraktiv, weil sie ohne Zusatzkosten durch Fachkräfte direkt vom Kollegium oder Hausmeister umgesetzt werden können.
Teppiche und Wandteppiche
Teppiche haben in vielen Schulen wegen Reinigungs- und Hygienefragen einen schweren Stand. Dennoch sind sie akustisch sehr wirksam, da sie Trittschall minimieren und den Raumklang dämpfen. Ideal sind Teppichinseln im Lese- oder Gesprächsbereich, die punktuell für bessere Verständlichkeit sorgen.
Auch Wandteppiche oder textile Wandbilder können hilfreich sein. Sie lassen sich mit Schülergruppen selbst gestalten, sodass die akustische Wirkung mit einem pädagogischen Kunstprojekt verbunden wird. So wird der Raum nicht nur leiser, sondern auch persönlicher und einladender.

Lärmampel und akustische Signale
Eine Lärmampel ist ein technisches Gerät, das die Lautstärke im Raum misst und den Kindern ein visuelles Feedback gibt. Leuchtet die Anzeige grün, ist die Lautstärke in Ordnung; bei Gelb oder Rot signalisiert sie, dass es zu laut geworden ist.
Dieses unmittelbare Feedback entlastet Lehrkräfte, die nicht ständig ermahnen müssen. Kinder lernen selbst, ihre Lautstärke zu regulieren, was langfristig die Geräuschkulisse senkt. Alternativ können auch sanfte akustische Signale wie eine kleine Glocke oder Klangschale eingesetzt werden, um Übergänge im Unterricht einzuleiten.
Unterrichtsgestaltung
Akustik ist nicht nur eine Frage der Möbel, sondern auch der pädagogischen Organisation. Unterricht, der ausschließlich frontal stattfindet, bündelt viele Stimmen gleichzeitig. Kleingruppenarbeit, Lerninseln oder rotierende Stationen entlasten die Lautstärke.
Bewegungspausen helfen, den Geräuschpegel nicht unkontrolliert steigen zu lassen, weil sie dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder Raum geben. Auch klare Rituale für Ruhephasen (z. B. ein vereinbartes Handzeichen, das Stille signalisiert) wirken präventiv.
So ergänzen didaktische Maßnahmen die Möblierung und machen deutlich, dass Raumakustik verbessern nicht nur eine technische, sondern auch eine pädagogische Aufgabe ist.
Snoezelen Raum
Snoezeln als Entspannungsmethode für Kinder und Senioren

Praxisbeispiel Schule
Grundschule Haimhauser Straße, München („UNI-Klassen“)
An der Grundschule in der Haimhauser Straße in München wurde ein Pilotprojekt namens „UNI-Klassen“ umgesetzt: In einem hochmodernen, flexibel nutzbaren Klassenraum wurden akustische Anpassungen vorgenommen – etwa durch variable Raumstrukturen –, um die Akustik an wechselnde Unterrichtsformen wie Gruppenarbeit oder Kreisgespräche anzupassen. Akustische Messungen zeigten deutlich, dass sich die Raumakustik stark auf den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler auswirkt (bildungsklick.de, 2017).

Praxisbeispiel Kita
Modulare Kitas in Berlin (Kersten Kopp Architekten)
In modular errichteten Berliner Kitas wurden Fichtenholz-Akustiklamellen an Decken und Wänden installiert, oft kombiniert mit integrierter Beleuchtung. Diese Lamellen senken gezielt den Nachhall auf Sprachfrequenzen und schaffen gleichzeitig eine wohnliche, optisch warme Atmosphäre (baunetzwissen.de, 2022). Solche Elemente wirken als Schlüsselelemente, um in offenen, laut frequentierten Gruppenräumen die Raumakustik verbessern zu können, indem sie Reflexionen reduzieren und die Sprachverständlichkeit fördern.

Schallschutz-Vorschriften
Neben freiwilligen Maßnahmen gibt es auch gesetzliche Vorgaben. In Deutschland gelten verschiedene bauliche und arbeitsrechtliche Regelungen, die direkt oder indirekt die Akustik betreffen.
Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)
Sie schreibt vor, dass Arbeitsräume so gestaltet sein müssen, dass keine gesundheitsschädigende Lärmbelastung entsteht.
Technische Regeln für Arbeitsstätten (ASR A3.7 „Lärm“)
Diese konkretisieren, dass die Raumakustik so zu gestalten ist, dass Sprachverständlichkeit gewährleistet bleibt und gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Lärm vermieden werden.
DIN-Normen
- DIN 18041 „Hörsamkeit in Räumen“: Gibt Empfehlungen für Nachhallzeiten in Räumen, die der sprachlichen Kommunikation dienen – relevant für Gruppenräume in Kitas.
- DIN 4109 „Schallschutz im Hochbau“: Regelt den baulichen Schallschutz und die Schalldämmung zwischen Räumen.

Konkrete Raumakustik-Maßnahmen im Überblick
- Akustikdecken: Nachhallreduktion, bessere Sprachverständlichkeit.
- Wandabsorber und Akustikbilder: Schallschutz kombiniert mit Gestaltung.
- Spielhäuser und Schallschutzmöbel: Rückzug, Ruhe, gezielte Schalldämpfung.
- Raumtrenner und Zonierung: Strukturierte Räume, geringerer Geräuschpegel.
- Bodenbeläge: Reduktion von Trittschall, leiseres Spielen.
- Vorhänge und Stoffe: Flexible und kostengünstige Akustikhelfer.
Wer die Raumakustik verbessern will, schafft Grundlagen für gutes Lernen und Wohlbefinden. Raumakustik-Maßnahmen sind Investitionen in die Gesundheit von Kindern und Fachkräften, in die Konzentrationsfähigkeit und in die Freude am gemeinsamen Tun.
Während Schulen vor allem von technischen Akustiklösungen wie Deckenplatten und Akustikbildern profitieren, brauchen Kitas zusätzlich kreative Möbel wie Spielhäuser, Raumtrenner oder Schallschutzsofas, die gleichzeitig pädagogische Funktionen erfüllen.
Die gesetzlichen Vorschriften zum Schallschutz im Kindergarten unterstreichen die Bedeutung des Themas. Letztlich gilt: Eine gute Raumakustik ist kein Luxus, sondern eine Grundvoraussetzung für gelingende Bildung und Betreuung.
Bildquellen
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Quellen
- Langenbeck, Barbara: Raumakustik in Bildungsbauten – Anforderungen und Lösungen. Fraunhofer IRB Verlag, 2019.
- Müller, Rolf / Vorländer, Michael: Akustik und Schallschutz in Schulen und Kindergärten. Beuth Verlag, 2017.
- Nilsson, Torsten: Pädagogische Architektur und Raumgestaltung. Beltz Juventa, 2018.
- www.bildungsklick.de/schule/detail/verhindert-mangelhafte-akustik-im-klassenraum-dass-unsere-kinder-lernen
- www.muenchen.de/infos/grundschule-haimhauserstrasse-23.html
- www.baunetzwissen.de/akustik/objekte/bildung/modulare-kitas-in-berlin-8311192
- www.detail.de/de_de/modulare-holzbau-kitas-von-kersten-kopp-architekten-in-berlin
- www.kersten-kopp.de/modulare-kita-bauten-berlin
- https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung/Physikalische-Faktoren/Laerm/_functions/BereichsPublikationssuche_Formular
- https://www.dguv.de/ifa/fachinfos/laerm/akustik-in-mehrpersonenbueros/index.jsp
- www.irb.fraunhofer.de
- www.schulbau.de
- www.kindergartenpaedagogik.de
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