Lesekompetenz fördern – 12 wichtige Tipps für Eltern und Lehrer

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Definition der Lesekompetenz

Lesekompetenz wird auch als Lesefähigkeit oder Leseverstehen bezeichnet. Es beschreibt die Fähigkeit, Texte sinnerfassend zu lesen und in ihrem Inhalt richtig und tiefgehend zu verstehen und wiederzugeben, darüber hinaus die Fähigkeit, mit dem lesend erworbenen Wissen weiterzuarbeiten:

  • es zu reflektieren,
  • kritisch zu diskutieren
  • zu hinterfragen
  • und zur Problemlösung anzuwenden.
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Was versteht Pisa unter Lesekompetenz?

Lesekompetenz wird bei PISA als Fähigkeit verstanden, Texte zu verstehen, zu nutzen, zu bewerten und über sie zu reflektieren sowie bereit zu sein, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, um eigene Lern- und Wissens-Ziele zu erreichen.

Warum ist Lesekompetenz wichtig?

Lesekompetenz wird als Schlüsselkompetenz verstanden. Die Grundlagen einer ausgereiften Lesekompetenz sollten bereits im Kindergartenalter gelegt werden, indem Texte vorgelesen und mit den Kindern besprochen werden.

Nicht nur der schulische und berufliche Erfolg hängt von einer hoch entwickelten Lesekompetenz ab, sondern auch die gesellschaftliche Teilhabe. Periphäre Vorteile sind eine höhere soziale Stellung, ausgeprägteres Selbstbewusstsein, Chancengerechtigkeit, bessere gesellschaftliche Vernetzung und solidere Weiterbildungschancen.

Wie steht es um die aktuelle Lesekompetenz?

Die IGLU-Studie

Die IGLU-Studie zu Lesekompetenz findet alle fünf Jahre statt, und fiel 2023 abermals mangelhaft aus. Die Daten der Internationalen Grundschul-Leseuntersuchung, die 2021 erhoben wurden und 2023 in der Auswertung vorliegen, zeigte gar eine Verschlechterung der Lage. Jeder vierte Schüler aus der 4. Klassenstufe hat keine ausreichenden Lesekenntnisse.

Während im Jahr 2001 17% der Grundschüler nicht richtig lesen konnten, sind es 2021 bereits 25,4 Prozent.

Mögliche Gründe mangelnder Lesekompetenz

Die Leiterin der IGLU-Studie, Bildungsforscherin Nele McElvany, spricht von „Maßnahmen, die keine ausreichende Wirkung gezeigt haben“. Leider gibt es Vermutungen, jedoch keine stichhaltigen Argumente, welche Maßnahmen sinnvoll und welche unsinnig waren, es fehlen wohl auch geeignete Evaluationsmaßnahmen. Es wird demnach eine Datenerhebung vorgenommen, jedoch keine Ursachenforschung betrieben – die sicherlich ausschlaggebend wäre, um die Lage in Zukunft verbessern zu können.

Es wird generell von einem Zusammenwirken mehrerer negativer Einflussfaktoren ausgegangen:

  • die Corona-Pandemie (wobei der Trend zur Verschlechterung der Lesekompetenz seit 20 Jahren ungebrochen ist),
  • immer mehr Haushalte, in denen kein Deutsch gesprochen wird,
  • die mangelnde Leseförderung innerhalb des überlasteten Schulsystems,
  • die Quantität der Leseförderung fällt in Deutschland im allgemeinen Vergleich wesentlich niedriger aus. Während in Deutschland 141 Minuten pro Woche Leseförderung stattfindet, sind es in den anderen EU- und OECD-Ländern 200 Minuten pro Woche. Dies summiert sich auf über 2.000 Leseförderungsstunden mehr im Schuljahr.
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Lösungsansätze der IGLU-Studie

Die Leiter der IGLU-Studie empfehlen eine regelmäßige Diagnostik der Lesekompetenz und daraus abgeleitete gezielte Förderung, bereits in den ersten Grundschuljahren. Grundsätzlich scheinen mehr Leseförderungs-Stunden die Woche eine sinnvolle Empfehlung zu sein, um am europäischen Standard anzuschließen.

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12 wertvolle Tipps fürs freudvolle Lesen

Die Lesekompetenz sollte in allen Bildungsetappen und fachspezifisch gefördert werden. Denn diese Kernfähigkeit ist keine alleinige Angelegenheit des Deutschunterrichtes, sondern befördert, gut ausgebildet, den Wissenszuwachs in allen Fächern. Dabei hängt die Ausprägung der Lesekompetenz zusammen mit der Lesemotivation. Ein wichtiger Schritt ist es somit, die Freude am Lesen zu wecken – und dies so früh wie nur möglich.

Weitere sinnvolle Methoden und good practice-Beispiele, um Kinder zum Lesen zu motovieren, sind

  • Lange und häufig vorlesen,
  • Lese-Motivation steigern,
  • Leseroutinen entwickeln sowie
  • Leseorte schaffen.

Vorlesen

Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, lernen schneller lesen, haben einen größeren Wortschatz und sind erfolgreicher in der Schule – in allen Fächern.

1. Tipp

Die Empfehlung der Stiftung Lesen lautet, Kindern täglich 15 Minuten vorzulesen.

Über 30 % der Eltern lesen ihren Kindern jedoch nie vor. Die Hälfte dieser Kinder erlangt im Laufe der Grundschule keine ausreichende Lesefähigkeit. Dem gegenüber erlangen 4 von 5 Kindern, denen vorgelesen wurde, eine frühe und solide Lesekompetenz.

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Um Kompetenzrückstände innerhalb der Schlüsselkompetenz Lesen zu ermöglichen, sollte also spätestens in der Vorschule gezielte Leseförderung und Lesemotivation stattfinden.

Lese-Motivation steigern

Unter Druck und mit veralteter Literatur lassen sich Schüler nicht fürs Lesen begeistern. Vielen Schülergenerationen sind „Effi Briest“ oder „Faust“ noch heute ein Graus – und haben nicht unbedingt dazu beigetragen, die Leselust zu fördern.

Lese-Motivation sollte eine intrinsische sein. Sie darf von außen animiert werden, sollte aber im Inneren erwachsen. Es gibt einige Tipps, um dies zu bewirken:

2-8. Tipp

  • Regelmäßiges Lesen und Vorlesen
  • Wahl geeigneter, auf die Interessen und das Alter der Schülerinnen und Schüler abgestimmte Texte
  • Mithilfe der Kinder beim Lesen und Schreiben erbitten, bspw. von Urlaubspost, dem Weihnachtswunschzettel, den Hinweisschildern an Spielzeugen oder Bauanleitungen
  • Lesen im Alltag: Wunschzettel, Einkaufszettel, Tagebuch schreiben
  • Comics lesen (und selbst schreiben)
  • gemeinsames Kochen nach Rezept, Rezepte entwerfen und aufschreiben
  • Stadttouren mit den Kindern als Stadtlotsen, Straßenschilder lesen
  • Eis essen gehen mit den Kindern als Speisekartenleser usw.
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Leseübung und Leseroutine stärken

Im Schulleben und dem privaten Umfeld vieler Kinder und Jugendliche ist es sogut wie nie „ruhig“ und lesefreunlich: Prüfungen, Sportvereine, Verabredungen, Nachhilfe, Projekttage, Hausaufgaben – das Lesen hat häufig keine festgelegte Zeit und keinen festen Ort im Leben der Schüler.

Dabei gibt es einige große Lesegelegenheiten, Veranstaltungen und Gruppenevents, an denen Schulen teils auch organisiert und geleitet teilnehmen können, um über das Jahr immer wieder das Lesen in den Vordergrund zu rücken:

9.-11. Tipp

  • Lesenacht in der Schule: Was bietet sich besser an, um zu lesen, als eine Übernachtung in der Schule – mit viel Lesematerial, Taschenlampen und Knabbersachen. Hierzu eigenen sich vor allem Gruselgeschichten, Abenteuergeschichten oder auch kurzweilige humoristische Geschichten.
  • Der bundesweite Vorlesetag oder der Welttag des Buches sind tolle Gelegenheiten, um als Schule teilzunehmen und in der Gruppe die Kinder besser zu mobilisieren.
  • Der bundesweite Vorlesewettbewerb, der von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels organisiert wird, animiert Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse zum Lesen von Kinder- und Jugendliteratur.
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Leseorte schaffen

Die Schule ist ein geschäftiger Ort. Die Schüler sprinten häufig von einer Unterrichtsstunde zur nächsten, von einer Prüfung zur anderen und in der Pause werden meist soziale Kontakte gepflegt oder die Mittagsbrote verzehrt. Im Schulgebäude oder auf dem lauten, wuseligen Schulhof sind ruhige Orte eine Seltenheit.

12. Tipp

Eine gut sortierte, aktuell gehaltene, in den Pausen geöffnete Schulmediothek ermöglicht es den Schülern, ohne den sozialen Druck, dem Lärm oder der Pausendynamik der Klassenkameraden sich in einer entspannenden Lektüre zu vertiefen.

Sollte es an der Schule die Räumlichkeiten oder das Personal für eine solche Einrichtung fehlen, so reichen auch sorgsam eingerichtete und etwas abseits und ruhig liegende Sitzmöglichkeiten mit einem Bücherregal, bequemen Boden-Sitzkissen, Lärmschutz-Kopfhörern und Paravents, um Kindern das Lesen in Pausen oder Zeiten ausfallenden Unterrichts zu ermöglichen.

Bildquellen

  • Pixabay @ RosZie, Pixabay @ PublicDomainPictures
  • Pixabay @ OpenClipart-Vectors, Pixabay @ Petra
  • Pexels @ Lina Kivaka
  • Pixabay @ Juuucy
  • Pexels @ Maggie Zhan

Quellen

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Lesekompetenz
  • https://www.pisa.tum.de/pisa/kompetenzbereiche/lesekompetenz/
  • https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/sprachbildung/Lesecurriculum/publikationen_lesen/HR_foerderung_von_lesekompetenz_in_der_schule.pdf
  • https://www.km.bayern.de/ministerium/schule-und-ausbildung/foerderung/lesefoerderung.html
  • https://www.km.bayern.de/epaper/lesenbayern/files/assets/basic-html/page-1.html

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