Deeper Learning in der Schule

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Was ist Deeper Learning?

Deeper Learning ist eine interdisziplinäre Lern- und Lehrform, deren Fokus statt auf Wissensaneignung auf Forschen und handelndes Lernen in der Gruppe beruht. Diese neue pädagogische Vermittlungsform zielt auf eine ko-konstruktive und ko-kreative Problemlösung. Deeper Learining ist verwandt mit dem „Projektunterricht“.

Ursprung

Deeper Learning entstammt dem Bildungssystem der USA. Die Grundideen lieferte der Philosoph John Dewey. Seine Ansätze wurden in mehreren anderen Konzepten ebenfalls integriert.

Ziele

Diese Methode fördert Kommunikation, Kollaboration, kritisches Denken und Kreativität. Dies sind die sogenannten 4K, die Skills des 21. Jahrhunderts, des digitalen Zeitalters. Dieser neuartige Lernprozess betont das interdisziplinäre, projektorientierte, digitale, selbstorganisierte und ko-konstruktive Lernen. Durch projektorientiertes Lernen werden die Schüler angehalten, sich gemeinsam um die Lösung einer Fragestellung zu bemühen, selbstbestimmt Lösungsideen zu entwickeln und zu organisieren.

Deaper Learning ist angelegt auf ältere Schüler der Sekundarstufe I und II.

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Stand

Auch wenn Deeper Learning noch nicht als solche im regulären Schulalltag deutscher Schulen Einzug gehalten hat, so gibt es bereits einige Pilotprojekte: In Baden-Württemberg beteiligen sich acht Schulen an Deeper Learning. Die Form des Pilotprojektes bedarf der Begleitung und Auswertung, um die Grundlage für eventuelle Erweiterungen auf andere Schulen zu gewährleisten. Wissenschaftlich begleitet werden Sie von Anne Sliwka, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Heidelberg, von Britta Klopsch vom Karlsruher Institut für Technologie und der Robert Bosch Stiftung.

Eigenschaften des Deeper Learnings

Eigenständige Themenfindung

Die Schüler sind bei diesem Lernkonzept völlig frei, das Thema zu wählen, der sie sich widmen möchten. Bereits während dieser Vorarbeit lernen sie, Diskussionen anzuleiten, die anderen Teammitglieder aussprechen zu lassen, Kompromisse in der Themenfindung zuzulassen und gemeinsam einen Konsens zu finden.

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Ein Hauptthema, viele Themenschwerpunkte

Ist das große Hauptthema übereinstimmend gefunden, so gilt es im nächsten Schritt, dass jeder Projektteilnehmer einen sekundären Themenaspekt recherchiert, dem er einen eigenen Beitrag widmen möchte. Dadurch können zwei wichtige Dinge erreicht werden: Die Schüler können sich auf Themen konzentrieren, die ihnen liegen, für die sie sich begeistern oder die sie aus ihrem Lebensumfeld kennen. Sie sind eigenständig verantwortlich, das eigene Thema adäquat auszuarbeiten.

Da die Beiträge einen ähnlichen Umfang haben sollten, sind die Jugendlichen angehalten, sich auf einen allgemeingeltenden Beitragsumfang zu einigen.

Techniken für Classroom Management

Effektiver Unterricht mithilfe neuer Lehrmethoden

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Unterschiedliche Beitragsformen und -formate

Die Beitragsformen jedoch können und sollen sogar differieren. Von Vorträgen, bis Plakaten oder Präsentationen, Modellbauten oder Software-Lösungen kann alles enthalten sein. Auch Interviews, Konferenzbeiträge von geladenen,, außerschulischen Gästen, Werbeaktionen, Social-Media-Plattformen können aufgebaut und eingebunden werden. Vorgabe diesbezüglich gibt es nicht, außer dass eine gewisse Diversität vorhanden sein sollte.

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Der Lehrer als Berater auf Abruf

Beim Prozess des Deeper Learnings begleiten ausgesuchte Lehrkräfte sehr intensiv – aber immer im Hintergrund. Die Lehrer bringen dabei ihre „Adaptive Expertise“ ein, beispielsweise durch Modelling, Coaching, Scaffolding, Fading. Die Adaptive Expertise umfasst kognitive, motivationale und persönlichkeitsbezogene Komponenten sowie Denkgewohnheiten und Dispositionen.

Einfacher ausgedrückt: Lehrer sorgen sich innerhalb dieser pädagogischen Arbeit mehr um die Bedingungen des Lernens, der Stimmung, der Gruppendynamik, der Lernatmosphäre, als um den Lerninhalt.

Inhaltlich sind sie kein eigentlicher Teil des Projektes. Nicht nur bereiten sie keine inhaltlichen Materialien, sie haben auch keine leitende Funktion und machen kaum Vorgaben. Sie sind in regelmäßigen Abständen lediglich Berater, sofern sie als solche angefragt werden. Auch weisen sie bei Bedarf auf Probleme in der Themenfindung, der Zeitplanung oder des Präsentationsumfangs hin. Bei groben Abweichungen vom Plan ist es dennoch ihre Aufgabe, den zeitlichen und Aufgabenplan im Blick zu behalten und die Schüler auf Verzögerungen oder Problemfälle hinzuweisen.

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Digitale Koordination

Die Projektplanung wird inhaltlich und zeitlich vorwiegend digital organisiert. Dies bedarf besonderer digitaler Fähigkeiten der Schüler, die für Deeper Learning Bedingung sind. Dies übt nicht nur diese Tools sondern ermöglicht auch den Lehrern, den Fortschritt zu begutachten und von „weitem“ eventuelle Fehlplanungen oder Verzögerungen zu erkennen und mit den Schülern zu besprechen.

Der große Abschluss

Eine Besonderheit beim Deeper Learning besteht in der Langfristigkeit der Lernprojekte. Eine Deeper-Learning-Sequenz erstreckt sich nicht selten über 4 oder mehr Wochen. Die Herausforderung für die Schüler besteht dabei darin, die Kontinuität zu bewahren und über lange Zeit bei der Sache zu bleiben.

Am Ende des Projektes wird in der Regel eine Konferenz, eine Präsentation oder ähnlich großangelegte Vorstellungsmodalität aufgesetzt, bei der alle Schüler-Beiträge in ihren unterschiedlichen Formen der Klassenstufe oder dem Schulverband, eventuell auch der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

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Drei Phasen des Deeper Learnings

1. Phase: Imput von Experten

Nach der Themenfindung wird den Schülern Expertenwissen zum gewählten Oberthema zur Verfügung gestellt, entweder durch Lehrerdarbietungen oder durch die angeleitete Konsultation von Fachinterviews, Fachartikeln, Fachbüchern. Dabei geht es um die Klärung von Fachbegriffen, von fachlichen Schlüsselkonzepten, von Zusammenhängen und thematischen Abhängigkeiten. Kognitive Strukturen werden somit bei den Schülern angelegt und auch abgefragt.

2. Phase: Ko-Konstruktion und Ko-Kreation

Die Schüler arbeiten in dieser zweiten Phase an ihren eigenen Themen. Sie finden und richten ihre Stärken aus, lernen die Gruppenmitglieder kennen, finden sich mit ihren Fähigkeiten und Veranlagungen in den thematischen Schwerpunkten wieder. Sie finden ihre „Stimme“.

3. Phase:

Dies ist die letzte Phase, die Phase der authentischen Leistungen der einzelnen Schüler. Diese Leistungen können sehr individuell sein und sich beispielsweise zeigen als:

  • eine Präsentation
  • ein Film oder ein Theaterstück
  • eine Homepage
  • eine Spendenaktion
  • ein Tanz
  • ein Podcast
  • ein Ausstellung

In dieser Phase gehört auch eine Meta-Reflexion, mit Blick darauf, wie der Lernprozesss vonstattengegangen ist, welche gelingenden und welche verbesserungswürdigen Elemente es gab zusammen mit einem Ausblick auf wertvolle Erkenntnisse.

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Gute Gründe für Deeper Learning

Agiles Arbeiten oder New Work sind Begriffe, die in der Wirtschaft der heutigen Zeit zu den probaten Problemlösungsprozessen oder kreativen Arbeitsprozessen des 21. Jahrhunderts gehören. Die schulische Pädagogik ist hingegen noch sehr entfernt von der Etablierung solcher modernen Denk- und Arbeitsprozesse.

Deeper Learning entspricht in seinen Grundzügen diesen wirtschaftlich neuartigen und bewährten Methoden und bringt eine neue Art des vernetzten Lernens, des individuellen und interdisziplinären Lernens in die Schulräume. Die Heidelberger Professorin Anne Sliwka, die hierzulande zu Deeper Learning forscht und Pilotprojekte mitbegleitet, bezeichnet diese Art der Pädagogik die „Pädagogik des digitalen Zeitalters“.

Diese Pädagogik lässt alle Raum- und Fachgrenzen hinter sich. Es bringt Schüler und Lehrer auf gleicher Augenhöhe, sodass ein Wissensvorsprung und Expertenwissen nicht durch die vorgegebenen schulische Rolle „Lehrer – Schüler“, sondern durch Vertiefung in das Thema möglich wird. Deeper Learning ebnet damit schulische Hierarchien.

Nicht zuletzt ermöglicht es den Schülern, sich nicht als Wissensempfänger, sondern als Experten und Wissensträger zu erleben – dazu innerhalb einer Gruppendynamik, die Individualität zulässt und die Stärken jeden einzelnen nicht nur würdigt, sondern auch innerhalb des Projektes einsetzt.

Selbstwirksamkeit, Eigenständigkeit, Kooperationsbereitschaft, Kompromissfähigkeit, komplexes Denken, Kommunikationsfähigkeit. Ausdauer, Zielstrebigkeit – dies sind zusätzlich Eigenschaften, die Deeper Learning ebenfalls ausprägt.

Bildquellen

  • Pixabay @ Pete Linforth
  • Pexels @ Christina Morillo
  • Pexels Visual Tag Mx
  • Pexels @ Tima Miroshnichenko
  • Pixabay @ Fancycrave1
  • Pexels @ Fauxels
  • Pixabay @ Gerd Altmann

Quellen

  • https://hse-heidelberg.de/hsedigital/hse-digital-teaching-and-learning-lab/deeper-learning-initiative/was-ist-deeper-learning
  • https://schule-in-der-digitalen-welt.de/das-deeper-learning-unterrichtsmodell/
  • https://deutsches-schulportal.de/unterricht/wie-eine-schule-deeper-learning-erprobt/?utm_source=+CleverReach+GmbH+%26+Co.+KG&utm_medium=email&utm_campaign=Newsletter+KW13%2F2023&utm_content=Mailing_14328613
  • https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/blog/deep-learning-kuenstliche-intelligenz
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Deeper_Learning
  • https://www.youtube.com/watch?v=rfAd-i0uC4c
  • https://www.youtube.com/watch?v=2otby2gO4DA
  • https://www.youtube.com/watch?v=LVfz5v1cVTI
  • https://www.bosch-stiftung.de/de/projekt/deeper-learning-projektschulen-baden-wuerttemberg

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