Beispiele für Reflexe – ihr Nutzen für die Kinder

Reflexe - SpielundLern-Blog

Was sind Reflexe?

Reflexe sind unwillkürliche und gleichartige Reaktionen eines Organismus, die unmittelbar auf einen bestimmten Reiz folgen. Sie werden als unwillkürlichen, unmittelbaren Reiz-Reaktion-Komplex verstanden. Reflexe lassen sich nicht willentlich beeinflussen, variieren, steuern oder unterdrücken. Sie erfolgen bei Menschen und Tieren auf neuronalem Weg durch einen immer gleichen Zusammenspiel der Sinnesorgane, der Nerven und der Muskulatur.

Jedes Oranismus weist Reflexe nach, von Säugetieren, Pflanzen bis hin zu Mehr- und Einzellern, dabei varriieren die Reichweite, die auslösenden Reize sowie die Übertragungswege.

Bedeutung der Reflexe

Reflexe sind eine ab Geburt abrufbare Anpassungsleistungen, somit sparen sie dem Organismus Energie und Zeit in seinem fortwährenden Anpassungsverhalten.

Reflexe sind überlebensnotwenig. Die automatische, rasche, stereotype und reizadäquate Reaktion auf Reize ermöglicht es den Lebewesen, sich in ihrem Umfeld gefahrlos zu bewegen und zu interagieren. Reize sind evolutionär erprobt, perfekt auf die Lebensbegebenheiten des Organismus angepasst, genetisch abgespeichert sowie hochgradig effektiv.

Andere Reflexe sind angelernt und benötigen nur anfangs eine Lernleistung, sind jedoch in der Folge beliebig oft abrufbar, sobald die ursprünglichen Reize wieder auftreten.

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Beispiele für Reflexe

Unbedingte, angeborene Reflexe

Diese sind angeboren, stehen häufig dem Organismus bereits im Mutterleib zur Verfügung. Unbedingte, angeborene Reflexe sind vererbte Reaktionsmuster auf äußerliche Reize. Diese werden als unkonditionierter Stimulus bezeichnet, weil sie nicht angelernt sind.

Unbedingte, angeborene Reflexe werden auch Schutzreflexe bezeichnet, denn ihr Ablaufmuster hat eine starke Schutzfunktion, beispielsweise den Organen gegenüber. Ein Beispiel für einen solchen Reflex ist der Lidschlussreflex: Sobald ein Gegenstand sich dem Auge nähert, schließt sich das Augenlid unmittelbar, damit das Auge unversehrt bleibt.

Weitere unbedingte, angeborene Reflexe sind:

  • die Speichelabsonderung bei Nahrungsaufnahme
  • der Schutzreflex auf Schmerzreize

Bedingte, erworbene Reflexe

Die sogenannten bedingten, erworbenen Reflexe werden auch als gelernte oder konditionierte Reflexe bezeichnet. Sie werden durch Wiederholung und Reizprägung erzeugt, verstärkt und als neuer neuronaler Reiz-Reaktion-Komplex im Organismus eingeprägt.

Das bekannteste Beispiel für einen konditionierten Reflex ist das Pawlowsche Experiment – ein Paradebeispiel der klassischen Konditionierung. Der russische Physiologe Pawlow konditionierte 1918 Hunde, indem er immer dann eine Glocke ertönen ließ, sobald den Hunden Fressen gereicht wurde. Dabei verknüpfte sich der akustische Reiz mit der Nahrungsaufnahme – die Speichelproduktion setzte ein. Der anfangs neutrale Stimulus „Glockenton“ wurde durch Verknüpfung mit der Nahrungsgabe zum konditionierten Stimulus.

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Nach einigen Durchläufen ließ Pawlow die Glocke ertönen, ohne jedoch den Hunden Fressen anzubieten – ungeachtet dessen konnte er eine erhöhte Speichelproduktion bei den Tieren feststellen. Dabei hatte er also einen Reflex gezielt konditioniert.

Frühkindliche Reflexe

Frühkindliche Reflexe gehören zu den unbedingten, angeborenen Reflexen, dabei werden sie auch als primitive Reflexe oder Primitivreflexe bezeichnet.

Ihre Eigenart besteht darin, dass sie nur in der frühkindlichen Phase funktionieren, demnach der Reiz-Reaktion-Zusammenhang in einer fest abgegrenzten Zeit nach der Geburt nachlässt und schließlich ganz verschwindet. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sie lediglich dem Überleben in den ersten Lebenswochen und -monaten dienen, weil sie beispielsweise der Nahrungsaufnahme dienen (Saugreflex) oder die körperliche Nähe an die Bindungspersonen ermöglichen (Klammerreflex).

Letzterer ist besonders faszinierend, denn er stellt eine rudimentäre Reflexform dar, die bei den Primaten mit ihrem Fell noch sinnvoll war, indem es das Festklammern am Muttertier ermöglichte, bei uns Menschen jedoch ohne weitere Wirkung ist und nur noch eine Reminiszenz dieser Vorzeit darstellt.

Eine weitere gut erfoschte und seit 100 Jahren bekannte Form des frühkindlichen Reflexes ist der Moro-Reflex, das beim Menschen und anderen Säugetieren vorkommt und eine Schutzbewegung des neugeborenen Organismus darstellt. Dabei kommt es zu einem Strecken der Arme, Spreizen der Finger und Öffnen des Mundes. Anschließend zieht sich der Arm zurück und die Hand schließt sich zur Faust.

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Auf welcher Weise nützen uns Reflexe?

Besonders die Konditionierung kann sinnvoll angewandt werden, um alltägliche Abläufe langfristig zu etablieren und leichtgängiger zu gestalten. In der Lerntherapie oder dem Schulalltag beispielsweise ist es möglich, durch gezielte Konditionierung Motivation und Konzentration zu erreichen.

Obwohl diese Methode der Konditionierung seit Langem kritischen Stimmen trotzden muss, so gibt es doch nicht in wenigen Fälle, in denen Konditionierung sich als hilfreich erwiesen hat oder zumindest nach wie vor dem gängigen Standard entspricht – besondern im Schulalltag.

Spielerische Koditionierung von Reflexen

Konditionierung von Reflexen lässt sich über Reiz-Reaktionsketten steuern. Da die Stimuli beliebig sind und erst entsprechend der Intention zu konditionierten Stimuli werden, können konditionierte Reflexe in allen Bereichen angewandt werden. Dabei wird im Grunde zwischen der klassischen und der operanten Konditionierung unterschieden.

Die klassische Konditionierung ist jene, die Pawlow vor gut 100 Jahren aufgezeigt hat. Die operante Konditionierung hingegen funktioniert über eine Folge von Handlung und entsprechende Konsequenz.

Konditionierung wird in Erziehung, Bildung und Training heutzutage stark kritisiert und doch umgibt sie uns nach wie vor. Wir finden sie beispielsweise im Training unserer Haustiere, im sozialen Umfeld, im beruflichen Kontext, aber auch in der Erziehung unserer Kinder. Der Lob der Eltern oder der Belobigungsstempel der Lehrer für eine gute Arbeit kommt einem Leckerli für unseren Hund gleich. Die operante Konditionierung ist nichts anderes als ein System von Belohnung und Bestrafung (durch die Gabe von positiven Verstärkern, wie einem Nachtisch, oder durch Wegnahme von positiv empfundenen Dingen, wie dem Wegfall des Ausflugs).

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Es gibt jedoch auch die mittlerweile in Coachings und Lerntherapien etablierten operanten Konditionierungsformen, jene Formen der Konditionierung, die hilfreiche Verhaltensweisen verstärken. Ein Beispiel dafür sind täglicher Sport (der mit einer nachträglichen schönen Handlung fest verbunden wird) oder frühes Aufstehen durch das Kochen eines leckeren Getränkes oder der dafür anfallenden „Me-Time“.

Therapeutische Arbeit bei Störungen angeborener Reflexe

Im therapeutischen Bereich spricht man von Problematiken bezüglich der frühkindlichen Reflexe dann, wenn diese nicht zeitgerecht abeben und nachlassen. Dies führt zu Entwicklungsstörungen wie körperliche Verspannungen, unreife Bewegungsmuster und emotionale Instabilität. Im Schulalter entwickeln Kinder mit unzureichend integrierten Reflexen häufig eine Lese-Rechtschreib-Schwäche oder eine Rechenschwäche.

Wenn die frühkindlichen Reflexe nicht zeitgerecht integriert wurden, entwickeln die Betroffenen nicht selten hohe Empfindlichkeiten bezüglich Geräuschen, Licht oder Berührungen, was sie meist mit Anzeichen einer Hochsensibilität verwechseln. Dabei geht es jedoch um den nicht integrierten Furcht-Lähmungsreflex. Andere Symptome können sein:

  • Phobien vor Höhe oder vor Tieren
  • Unruhe
  • Klammern an Bindungspersonen
  • langes „Vor-sich-Hinstarren“, innere Abwesenheit
  • Vermeidung von direktem Blickkontakt und viele andere.

Mit ergotherapeutischer und kinesiologischer Hilfe können die frühkindlichen Reflexe gehemmt und nachträglich integriert werden. Dies wird Reflexintegration bezeichnet.

Motorische Entwicklung von Null bis Sechs

Ein Überblick über die wichtigsten Entwicklungsstufen innerhalb der Motorik.

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Bildquellen

  • Pexels @ Wendel Moretti
  • Pixabay @ Michal Jarmoluk, Pixabay @ Mat Coulton
  • Pixabay @ Milius007
  • Pexels @ Susanne Jutzeler Sujufoto

Quellen

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Reflex
  • https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/reflex/55982
  • https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/unbedingter-reflex/13410
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%BChkindlicher_Reflex
  • https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/bedingter-reflex-bedingte-reaktion
  • https://www.galileo.tv/natur/reflexe-was-ist-das-tieren-welche-gibt-es/
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Moro-Reflex
  • https://silke-kraemer.de/reflexintegration-hilfe-bei-adhs-und-lrs/
  • https://www.annette-hebgen.de/fallbeispiele
  • https://tanjahuebner.de/kinder/
  • https://kinesiologie-muenster.de/reflexintegration/
  • https://www.lehrer-news.de/blog-posts/was-ist-eigentlich-konditionierung-und-wie-wird-sie-in-schulen-verwendet
  • https://karlhosang.de/konditionierung/

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