Glückspädagogik, Zaubermathe, fraktales Lernen – alternative Lernmethoden

Glückspädagogik, Zaubermathe - SpielundLern-Blog

Glückspädagogik und fraktales Lernen

Der sehr neue Begriff der Glückspädagogik befruchtete über die Zeit verschiedene pädagogische Konzepte. Seit 10 Jahren ist sie um ein Konzept reicher: das von „Zaubermathe“, das wiederum auf das fraktale Lernen beruht.

Die Glückspädagogik ist eine Folge der sogenannten positiven Pädagogik, die von Martin Seligan 2009 in den wissenschaftlichen Kontext eingeführt wurde. Seligan definiert sie als „education for both traditional skills and for happiness“.

Dementsprechend schreibt sich auch die daraus hervorgegangene Glückspädagogik auf die Flaggen, Lehren und Lernen unter dem Zeichen des Wohlbefindens zu stellen. Die Prämisse lautet dabei: Alles, was gelernt wird, sollte zur Zufriedenheit beitragen, den Charakter stärken, Selbstbeswusstsein schenken, dazu sollten die Lehrmethoden ebenfalls unter dem Fokus positiver Empfindungen stehen. Selbstbestimmtes Lernen, interessengeleitetes Lernen, Lernen nach Begabung – dies alles fördert und prägt die Glückspädagogik. Lernen mit Frust, Lernen nach Plan, Lernen unter Druck – dies lehnt die Glückspädagogik ab.

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Somit setzt die Glückspädagogik und das fraktale Lernen auch ein neues Profil der Schulen voraus. Sie sind weniger ein intellektueller Lernort, als vielmehr eine Plattform für das Ausüben und Reifen von Werten und Kompetenzen.

Zaubermathe

Zaubermathe ist eine Lernform, das der Glückspädagogik folgt. Es wurde von Martin Wyrwich seit 2013 konzipiert. Martin Wyrwich ist seit 2020 im Beirat des Montessoriverbandes Berlin/Brandenburg.

Bei Zaubermathe geht es nicht um Rechenwege oder Formeln, vielmehr handelt es sich um die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern, um die Befähigung, an sich zu glauben, sowie das Selbstbewusstsein, Mathematik bewältigen zu können. Es geht also in der Substanz um Mindset.

Darüber hinaus arbeitet Zaubermathe mit Glaubenssätze und Prägungen. Es arbeitet an negativen Prägungen und Verletzungen in Verbindung mit Schule und hier im Speziellen mit dem Fach Mathematik und baut im gleichen Atemzug positive Glaubenssätze auf. Zaubermathe geht folgenden Herausforderungen auf den Grund:

  • Ablehnung oder Phobie gegenüber Mathematik, der Mathephobie
  • Mathematik bei Dyskalkulie
  • Unterricht von Kindern, die sich mit einer induktiven Lehrmethode schwer tun. 
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Fraktales Lernen

Fraktales Lernen ist eine Form des Lehrens. Die Grundlagen der Lernform „Zaubermathe“ beruhen auf diese neuartige Vermittlungsform. Der Begriff beinhaltet das Wort Fraktale – die Fraktale ist ein Muster, das sich in und um uns, überall auf der Erde im Großen wie im Kleinen in Variationen wiederholt und fortsetzt. 1975 von Benoit Mandelbrot geprägt, zeigt dieser Begriff auf, dass weder die Natur chaotisch, noch Mathematik undurchsichtig kompliziert ist, sondern ganz im Gegenteil voller gleichartiger Muster, also Fraktale – nur eben in vielen unterschiedlichen Kombinationen, verschiedenen Größen und wechselnder Anzahl.

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Die Wurzeln des fraktalen Lernens

Zaubermathe, fraktales Lernen und die Glückspädagogik schöpfen aus der Montessori-Pädagogik. Durch seine Montessori-Ausbildung pflanzte der Gründer seine Konzepte der Lernmethode Zaubermathe und das fraktale Lernen auf das Konstrukt der Pädagogik Maria Montessoris.

Grundlage ist Montessoris Annahme, es gäbe einen mathematischen Geist in jedem Menschen. Das Kind sei ein von Natur aus mathematisches Wesen. Jedem von uns sei die Fähigkeit angelegt:

  • logisch zu denken
  • vergleichend zu sehen,
  • Gemeinsamkeiten und Unterschiede wahrzunehmen
  • zu klassifizieren,
  • Muster zu erkennen,
  • zu messen,
  • zu zählen und zu rechnen
  • aus Bekanntem etwas Neues zu erschaffen
  • und kreativ mit diesem Vermögen umzugehen.
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Dementsprechend fördern die Montessori-Pädagogik genau diese Fähigkeiten und hebt sie hervor. Gleich diesem Fokus geht es auch im Konzept des fraktalen Lernens um das Erkennen größere Zusammenhänge, um das „ganze Bild“. Erst aus dieser Perspektive wandert der Blick zu den einzelen, detailierteren Fragestellungen im Unterricht – und nicht anders herum, wie in den regulären Lehrplänen deutscher Regelschulen.

Die Besonderheit des fraktalen Lernens und von Zaubermathe

Es wird davon ausgegangen und darauf hingearbeitet, dass der Blick der Kinder für diese Muster empfänglich gemacht werden kann, damit diese Fraktale, die Grundstruktur unserer Umwelt und der Mathematik, überall erkannt werden und somit eine Regelhaftigkeit ersichtlich wird. Dabei wird darauf Wert gelegt, Fragestellungen und Beobachtungen aus der Vogelperspektive zu betrachten.

Die reguläre Schulpädagogik baut das Wissen Stück für Stück auf, es fängt mit einfachen Zahlen, mit ersten Buchstaben, mit einfachen Formen an. Dabei „wächst“ das Wissen mit jedem Schuljahr. Die Lehrmethode ist demnach darauf ausgelegt, mit der Zeit zuzunehmen, die Komplexität steigt, der Schwierigkeitsgrad nimmt zu. Kinder, die anfangs nicht gut mitkommen, verlieren angesichts der steigenden „Wissenstufen“ früher oder später ganz den Anschluss, die Motivation sinkt und damit einhergehend auch die Lernbereitschaft und das Selbstbewusstsein.

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Fraktales Lernen geht den umgekehrten Weg: Sehr deutlich ist hierbei das Bild des Turmes. Während der Lehrplan der Regelschule Stein für Stein am „Wissensturm“ baut, geht es beim fraktalen Lernen immer zuerst darum, den Turm im Ganzen zu betrachten und darin nun die Zeichen und Symbole zu sehen, die ihn ausmachen. Immer wird zuerst forschend, neugierig und mit Entdeckerlust aus der Vogelperspektive die Struktur erkannt und bewundert, in der Folge erschließen sich die Detailfragen von selbst.

Martin Wyrwich beschreibt dies sehr bildlich: „Die Kinder fahren am ersten Tag mit dem Lift ganz nach oben und genießen die Aussicht.“

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Zukunft von Zaubermathe und fraktales Lernen

Zaubermathe wird aktuell an zwei Schulen als alternative Lernmethode unter dem Namen „fraktales Lernen“ geführt: Seit 2014 an der Evangelischen Schule Berlin Zentrum und seit 2020 an der Reinhold Burger Schule in Berlin-Pankow.

Durch die enge Verbindung des fraktalen Lernens mit der Montessori Pädagogik ist zu erwarten, dass sich die Einführung dieser alternativen Lernmethode vor allem Montessori-Schulen zutrauen.

Aber auch Regelschulen könnte das fraktale Lernen samt dem Konzept von „Zaubermathe“ eine Entlastung und Entschärfung bezüglich langanhaltender Schwierigkeiten, heterogenen Klassen und Lehrermangel bringen. Dafür spricht die, wie es scheint, sehr schnell wirksame Methode, die überaus positiven Rückmeldungen der Schüler sowie die Potenz und Breitenwirkung dieses Konzeptes. Es zeigt auch bei Kindern mit Dyskalkulie schnelle, große Erfolge und wirkt, wie Berichte nahelegen, über das Fach Mathematik hinaus. Dazu fängt das fraktale Lernen auch über Jahre bestehende Lerndefizite auf.

Bildquellen

  • Pexels @ Nappy
  • Pexels @ Vlad Chețan
  • Pixabay @ Elchinator, Pixabay @ Oleg Mityukhin, Pixabay @ Gerd Altmann
  • Pexels @ Fuzail Ahmad

Quellen

  • https://zaubermathe.education/
  • https://fraktales-lernen.education/unterricht/
  • https://m-i-ma.de/zaubermathe/
  • https://media.suub.uni-bremen.de/bitstream/elib/4193/1/00107022-1.pdf
  • https://www.glueck-berlin.de/glueckspaedagogik
  • https://www.grin.com/document/231393

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