Das Teddybärkrankenhaus (TBK) ist ein bundesweites Gesundheitsprojekt, das Kindern spielerisch die Angst vor Arztbesuchen und Krankenhäusern nimmt. Organisiert wird es durch die bvmd (Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V.), die als Dachverband die Aktivitäten bundesweit koordiniert. Unter diesem Dach gibt es mittlerweile über 40 lokale TBKs in vielen Universitätsstädten, die jeweils von ehrenamtlich engagierten Medizinstudierenden, Pflegekräften und Ärztinnen und Ärzten eigenständig organisiert werden. Die DRK Westfalen ist eine dieser 40 Teddykliniken.

Die DRK-Teddyklinik aus der Kiste ist ein mobiles Kuscheltier-Krankenhaus, in dem Kinder Untersuchungs- und Behandlungsmethoden beobachten können, ohne selbst betroffen zu sein. Die Kinder können unter Anleitung des medizinischen DRK-Teddyklinik-Personals ihre plüschigen Gefährt/-innen untersuchen und behandeln lassen. Dabei stehen sie ihren Kuscheltieren während der Behandlung in der Rolle als Teddy-Eltern unterstützend zur Seite. Im Idealfall verlieren sie auf diese Art und Weise Ängste und Hemmungen vor einem Arzt- oder Klinikbesuch. So werden über die DRK-Teddyklinik aus der Kiste die Themen Gesundheit, Vorsorge, Untersuchung und Behandlung spielerisch und realitätsnah schon in der Vorschulzeit bekannt gemacht.
Das Konzept der Teddybärkliniken ist dabei überall ähnlich: Kinder im Vorschul- und Grundschulalter besuchen mit ihren Kuscheltieren das Krankenhaus. Dort schlüpfen sie gemeinsam mit den Studierenden in die Rolle von Ärztinnen und Ärzten, erleben die Abläufe einer Behandlung spielerisch und angstfrei und lernen medizinische Geräte kennen. So erfahren sie, dass Arztbesuche nichts Bedrohliches sein müssen.
Neben dem pädagogischen Ziel – Angstabbau und Gesundheitsförderung – trägt das Projekt auch zur Stärkung sozialer Kompetenzen bei: Die Kinder übernehmen Verantwortung für ihr Kuscheltier, üben Sprache, Kommunikation und Partizipation. Für die beteiligten Studierenden bietet das TBK zudem eine wertvolle Möglichkeit, frühzeitig den Umgang mit Kindern zu üben und Einblicke in die Gesundheitsbildung zu gewinnen.
Die Bvmd TBK Website finden Sie hier: https://www.bvmd.de/portfolio-items/teddybaerkrankenhaus/?portfolioCats=110
Auf Instagram: @tbk_deutschland
Die DRK-Teddyklinik aus der Kiste finden Sie hier: https://www.drk-westfalen.de/aktuell/projekte/teddyklinik.html

Inhaltsverzeichnis
Pädagogische Zielsetzung und Hintergrund
Was ist das zentrale pädagogische Ziel der Teddyklinik? Was möchten Sie den Kindern mit dem Projekt vermitteln?
bvmd:
Das zentrale pädagogische Ziel des Teddybärkrankenhauses (TBK) ist es, Kindern im Vor- und Grundschulalter in einer spielerischen Art und Weise die Angst vor Krankenhaus- und Arztbesuchen zu nehmen. Dabei dürfen die Kinder selbst die Symptome ihrer Kuscheltiere schildern und diese zusammen mit den Studierenden, sogenannte TeddyDocs, untersuchen bzw. behandeln. Dadurch lernen sie die Abläufe z.B. von einer Vorsorgeuntersuchung oder einem MRT besser kennen, wodurch diese weniger beängstigend wirken.
Das Teddybärkrankenhaus bietet auch einen Raum für andere Arten von gesundheitlicher Aufklärungsarbeit. Es bestehen verschiedene Kooperationen z.B. mit Ernährungswissenschaften- und Physiotherapiestudierenden, die den Kindern Themen wie gesunde Ernährung und Bewegung nahe bringen.
DRK Westfalen:
Ziel ist, dass Kinder Ängste und Hemmungen vor einem Arzt- oder Klinikbesuch verlieren und im Optimalfall positive Assoziationen aufbauen. Sie sollen in entspannter Situation Vertrauen gegenüber medizinischem Fachpersonal aufbauen.
Die Themen Gesundheit, Vorsorge, Untersuchung und Behandlung werden kindgerecht spielerisch und realitätsnah schon in der Vorschulzeit bekannt gemacht. Kinder werden zur Hilfeleistung ermutigt und ihr Interesse z.B. an der Teilnahme an einem EH-Kurs für Kinder wird geweckt.

Wie gehen Sie mit dem Thema Angst vor Arztbesuchen oder Krankenhäusern um? Wie kann die Teddyklinik dabei helfen, die Kinder emotional vorzubereiten?
bvmd:
Jedes Kind hat seine eigenen Ängste und Erfahrungen mit Arzt- bzw. Krankenhausbesuchen. Manche Kinder zeigen viel Interesse. Sie erzählen selber stolz, dass sie Ärzte werden wollen, andere sind total abgeschreckt und wollen erstmal gar nichts machen. Deshalb ist es wichtig, dass die TeddyDocs auch wissen, wie sie auf jede Situation eingehen können. Als erstes dürfen die Kinder erzählen, ob das Kuscheltier Schmerzen hat, krank oder gesund ist. Danach wird zusammen untersucht und entschieden, was die nächsten Schritte sind. Besonders wertvoll ist hier die Herstellung einer vertrauensvollen Atmosphäre. Meistens hilft zuerst zu fragen, ob das Kind selbst mal beim Kinderarzt war oder z.B. Blut abgenommen oder ein Röntgenbild bekommen hat. Oft erzählen sie dann von ihren Erfahrungen und sagen, dass es gar nicht so schlimm war. Uns ist es auch wichtig zu vermitteln, dass der Teddy nicht immer unbedingt krank sein muss, um zum Arzt zu gehen, wie es bei Vorsorgeuntersuchungen der Fall ist. Es sind jedoch auch immer einige Kinder dabei, die schlechte Erfahrungen hatten oder selbst sehr krank waren. In allen Fällen ist es essentiell, sensibel zu bleiben und die Grenzen des Kindes zu respektieren.
DRK Westfalen:
Die Teddyklinik schafft einen spielerischen Rahmen, in dem Kinder einen Arztbesuch erleben können, ohne selbst krank zu sein. Gemeinsam mit ihrem Teddy durchlaufen sie die einzelnen Stationen und helfen aktiv dabei mit, dass er wieder gesund wird. So erfahren die Kinder Selbstwirksamkeit und erkennen, dass beim Arzt stets im Sinne des Patienten gehandelt.

Für welche Altersgruppe ist die Teddyklinik gedacht – und warum genau für diese? Gibt es entwicklungspsychologische Hintergründe für diese Auswahl?
bvmd:
Das Teddybärkrankenhaus ist prinzipiell für Kinder im Vor- und Grundschulalter gedacht, da sie in diesen Altersgruppen bereits erste Erfahrungen gemacht haben, an die sie sich erinnern und die Abläufe besser begreifen können. Sie sind auch typischerweise sehr neugierig und haben viel Fantasie, was beim Besuch des TBK sehr vorteilhaft ist. Für sehr kleine Kinder sind es oft noch zu viele Informationen, für ältere ist es wiederum zu spielerisch. Grundsätzlich ist aber jedes Kind im TBK willkommen!

Kuschel-U Nino, ohne Matte, 1-6 Jahre

Educasa Traumhaus, 1-12 Jahre

Sanus Praxis, Therapie, Kita Gesundheitsstuhl
DRK Westfalen:
3-9 Jahren. Kinder im Vorschulalter verarbeiten neue Erfahrungen vor allem über Rollenspiele – das macht die Teddyklinik besonders wirksam. Ab dem Grundschulalter können sie außerdem Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge besser verstehen. So kombinieren wir symbolisches Spiel mit wachsendem Verständnis und erreichen die Kinder genau in ihrer Entwicklungsphase.
Vorbereitung & Einbindung in den pädagogischen Alltag
In welcher Form können pädagogische Fachkräfte die Kinder auf den Besuch vorbereiten oder sie begleiten?
bvmd:
Als Vorbereitung auf den Besuch des Teddybärkrankenhaus können die pädagogischen Fachkräfte die Kinder motivieren, sich schon zu überlegen, was sie den TeddyDocs erzählen wollen. Dabei bietet sich auch die Möglichkeit, über den menschlichen Körper oder allgemein über das Thema Gesundheit und Krankheit zu reden.

Im TBK werden die Kinder von den TeddyDocs abgeholt und zum Schluss wieder zur jeweiligen Kita-Gruppe gebracht. Die Lehrkräfte können diese begleiten, wenn es notwendig ist oder sich selbst die verschiedenen Stationen anschauen. Wichtig ist uns, dass sich die Kinder wohlfühlen und ihre Ängste und Interessen kommunizieren können.
DRK Westfalen:
Pädagogische Fachkräfte können die Kinder schon vor dem Besuch spielerisch vorbereiten – zum Beispiel indem sie Arzt- oder Krankenhaussituationen im Rollenspiel nachstellen, Bilderbücher zum Thema anschauen oder Fragen der Kinder sammeln. Außerdem können die Kinder mit Wimmel- und Bilderbüchern einen Einblick in das Thema erhalten. Während des Besuchs begleiten sie die Kinder, geben Sicherheit und helfen dabei, die Eindrücke im Gespräch aufzugreifen und zu verarbeiten.
Gibt es Materialien oder Empfehlungen zur Einbindung in den Unterricht oder Kita-Alltag?
bvmd:
Nach dem Besuch ist der Austausch über die Erfahrungen im TBK sehr wertvoll. Die Kinder können z.B. erzählen, was ihre Kuscheltiere hatten, was ihnen am meisten Spaß gemacht hat und was sie gelernt haben. Wir ermuntern die pädagogischen Fachkräfte auf jeden Fall dazu, auch in der Kita diesen Austausch fortzuführen.
DRK Westfalen:
Es gibt ein Regieheft, in dem die Stationen genau beschrieben sind und damit eigenständig umgesetzt werden können.
Dort gibt es auch Tipps, wie die Teddyklinik durch weitere Stationen ergänzt werden kann, wie z.B. einen Teddy-OP, ein Teddy-MRT, eine Zahnklinik, eine Blutabnahme, eine Station zur Physiotherapie oder die Themen Blutspende, gesunde Ernährung und Anatomie.
Auch die Ergänzung durch einen Rettungswagen oder Erste-Hilfe Stationen werden thematisiert.

Der DRK-Landesverband bietet weitere Projekte, die ergänzend und aufbauend ausgeliehen werden können:
a) Basiswissen Gesundheit und 1×1 der ersten Hilfe: https://www.jrk-westfalen.de/inkitaundschule/erste-hilfe/erste-hilfe-in-der-grundschule – Themen sind beispielsweise:
- Körperwahrnehmung, Sinneserfahrungen, Konzentration und Motorik
- Zahngesundheit
- Körperpflege, Prävention von Krankheiten
- Gesunde Ernährung
- Psychisches Wohlbefinden durch Entspannung
- Unfallprävention und Erste-Hilfe
b) Projekt Juniorhelfer/-innen: Hier geht es um die EH-Ausbildung in Kita und Grundschulen: https://www.jrk-westfalen.de/inkitaundschule/erste-hilfe/erste-hilfe-in-der-grundschule
Katastrophenschutztag aus der Kiste für Kids: Hier müssen Kinder an 5 Stationen testen, wie gut sie auf eine Katastrophe vorbereitet sind und z.B. einen Fluchtrucksack packen oder Alarme erkennen und zuordnen: https://www.drk-westfalen.de/aktuell/projekte/katastrophenschutztag-aus-der-kiste/katastrophenschutztag-aus-der-kiste-fuer-kids.html

Welche didaktischen Materialien stellen Sie für die Vor- oder Nachbereitung zur Verfügung? Und wie können Pädagogen das in der Teddyklinik Erlebte nachhaltig in den Alltag integrieren?
bvmd:
Da das Teddybärkrankenhaus jeweils durch die Studierenden der verschiedenen Standorte selbst organisiert wird, hat jedes TBK seine eigenen Stationen, Materialien, etc. Manche TBKs stellen Informationsflyer über das Projekt zur Verfügung, andere machen Kita-Besuche und unterhalten sich mit den Kindern über Arzt- und Krankenhausbesuche. Somit stellen wir aktuell deutschlandweit keine einheitlichen didaktischen Materialien für die Vor- und Nachbereitung zur Verfügung. Jedoch ermutigen wir alle teilnehmenden Kitas dazu, Austauschrunden vor und nach dem Besuch durchzuführen und freuen uns jederzeit über Anfragen, Feedback oder Vorschläge!
DRK Westfalen:
Wir geben den Einrichtungen kindgerechte Materialien an die Hand, zum Beispiel Ausmalbilder oder kleine Geschichten rund um die Teddyklinik und das Thema Gesundheit.
Um das Erlebte zu integrieren eignet sich das freie Spiel sehr gut – etwa in der Puppenecke, wo Arzt-Patienten-Rollenspiele aufgegriffen werden können. Pädagogen können immer wieder Bezüge herstellen, wenn es um Themen wie Gesundheit, Erste Hilfe oder Körperbewusstsein geht. Auch kleine Projekte wie ‚Gesunde Ernährung‘ oder ein Mini-Erste-Hilfe-Kurs knüpfen direkt an die Erfahrungen der Teddyklinik an und machen sie im Alltag lebendig.

Ablauf & Methoden der Teddyklinik
Wie läuft ein typischer Besuch in Ihrer Teddyklinik ab?
bvmd:
Das Teddybärkrankenhaus gibt es mittlerweile an über 40 Standorten in ganz Deutschland. Jedes Projekt ist dabei eigenständig organisiert, meist von Gruppen engagierter Medizinstudierender. Dadurch unterscheiden sich die Abläufe von Stadt zu Stadt ein wenig, doch das Grundprinzip ist überall gleich: Die Kinder bringen ihr eigenes Kuscheltier mit und überlegen sich im Vorfeld, was es haben könnte oder wie es sich verletzt hat. Zum Beispiel erleben wir oft Stürze vom Sofa oder ganz schlimme Bauchschmerzen, manchmal kommen aber auch Polytraumata zu uns, die aus dem All gestürzt sind oder sich das Herz gebrochen haben.
DRK Westfalen:
Falls die Kinder ihr Kuscheltier zu Hause vergessen haben, gibt es 6 Ausleihteddys. Die Kinder können einen der Teddys im Krankenhausaufenthalt begleiten. Später muss er zur weiteren Beobachtung in der Teddyklinik bleiben.
Die Kinder beginnen ihren Besuch mit der Station „Anmeldung“. Dort erhalten sie einen Gesundheitspass, der ihr Kuscheltier durch die gesamte Klinik begleitet.
Welche Stationen oder Szenarien erleben die Kinder mit ihren Kuscheltieren?
bvmd:
Der Besuch beginnt in der Regel mit einer Anmeldung. Dort werden die Kuscheltiere gewogen, gemessen und „aufgenommen“, ähnlich wie in einem echten Krankenhaus. Danach gestaltet sich der Ablauf je nach Konzept des jeweiligen Standortes unterschiedlich. In manchen Teddykliniken gehen die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern oder Erzieherinnen und Erziehern von Station zu Station. In anderen wird bewusst eine „elternfreie Zone“ eingerichtet: Die Kinder sind hier allein oder in kleinen Gruppen mit sogenannten Teddy-Docs unterwegs. Diese Teddy-Docs sind Medizinstudierende, die die Kinder individuell begleiten. Damit liegt der Fokus stärker auf den Kindern selbst, die weniger durch Erwachsene abgelenkt sind – eine Erfahrung, mit der die Teams bisher sehr positive Rückmeldungen gesammelt haben.

Anschließend folgt die Untersuchung des Kuscheltiers. Dafür stehen Instrumente bereit, die die Kinder auch vom Kinderarzt kennen: Stethoskop, Fieberthermometer, Reflexhammer, Holzspatel, Spritzen für eine „Impfung“ und vieles mehr. Wie intensiv das geschieht, hängt stark vom Alter und Entwicklungsstand des Kindes ab.
Besondere Aufmerksamkeit bekommen die Diagnostikstationen, die je nach Standort unterschiedlich aufgebaut sind: Ultraschall, Röntgen, MRT oder CT ermöglichen es, bei Bauchschmerzen beispielsweise einen „verschluckten Legostein“ zu entdecken oder bei einer Verletzung einen gebrochenen Knochen sichtbar zu machen. Die meisten TBKs haben sogar eine eigene OP-Station, an der die Kinder im Schutzkittel und mit Haube assistieren, ihr Kuscheltier beatmen oder beim Ultraschall das Gerät selbst führen dürfen. Im Anschluss gibt es eine Therapie – etwa einen Verband, eine Schiene, einen Gips oder auch Medikamente aus der Teddy-Apotheke. Häufig erhalten die Kinder dort zusätzlich kleine Extras wie Obst oder eine kleine Aufmerksamkeit für ihr Kuscheltier.
Darüber hinaus bieten viele Standorte weitere Stationen an: So können die Kinder in einem echten Rettungswagen Blaulicht und Trage ausprobieren, in der Zahnklinik von Zahnmedizinstudierenden spielerisch das richtige Zähneputzen lernen oder in Laborstationen kleine Experimente durchführen, bei denen Flüssigkeiten die Farbe wechseln. Auch kreative Angebote wie das Mischen von Tee oder selbstgemachte Badesalze sind beliebt. Ein besonderes Highlight sind die großen Organteddys: Überdimensionierte Plüschtiere, die mit herausnehmbaren Organen ausgestattet sind. Hier lernen die Kinder auf spielerische Weise, welche Aufgaben Herz, Lunge, Leber oder Darm im Körper übernehmen.

DRK Westfalen:
Zuerst werden mit dem Teddy-Doc und den Kindern gemeinsam der Name des Teddys eingetragen und Fragen beantwortet, zum Beispiel ob er sich gesund ernährt, Sport treibt und geimpft ist. Anschließend misst der Teddy-Doc mit den Kindern Kinder die Körpergröße und das Gewicht ihres Kuscheltiers und trägt die Werte in den Pass ein. Die Teddy-Eltern berichten, was passiert ist und wo der Teddy Schmerzen hat – diese Angaben werden ebenfalls sorgfältig notiert.
Danach geht es weiter ins „Wartezimmer“. Hier erleben die Kinder, wie es auch bei einem echten Arztbesuch abläuft. Während sie warten, können sie Bilder passend zum Thema ausmalen. Von dort werden sie schließlich von einem Teddy-Doc zur Untersuchung gerufen. Gemeinsam mit den Kindern wird der Teddy gründlich untersucht und eine Diagnose gestellt.
Falls nötig, folgt an der Station „Röntgen“ ein Röntgenbild. Danach beginnt die „Behandlung“ an der entsprechenden Station: Jeder Schritt wird kindgerecht erklärt, gemeinsam durchgeführt und im Gesundheitspass festgehalten.
Zum Schluss besuchen die Kinder die „Apotheke“. Dort bekommen sie Tipps, was dem Teddy in der nächsten Woche guttut, damit er schnell wieder gesund wird. Außerdem gibt es als Belohnung den letzten Eintrag – einen Stempel im Gesundheitspass.
Wie stellen Sie sicher, dass die Kommunikation und die Inhalte altersgerecht sind?
bvmd:
Die Studierenden achten sensibel darauf, die Kinder weder zu überfordern noch zu unterfordern. So entsteht ein hohes Maß an Partizipation: Die Kinder sind nicht nur passive Zuschauer, sondern übernehmen aktiv die Rolle der Ärztin oder des Arztes. Dass die Teddy-Docs selbst im weißen Kittel auftreten, hat zudem einen wichtigen pädagogischen Effekt – denn so begegnen die Kinder dem typischen Symbol Arztkittel spielerisch und angstfrei, wodurch Berührungsängste nachhaltig abgebaut werden können.
DRK Westfalen:
Wir achten sehr darauf, die Kinder dort abzuholen, wo sie stehen. Das heißt: Wir arbeiten mit einfacher, klarer Sprache ohne Fachbegriffe und erklären Abläufe Schritt für Schritt. Alles wird spielerisch vermittelt – mit dem Teddy als Patient, anschaulichen Materialien wie Verbänden oder Stethoskopen und viel Raum für Fragen. So können die Kinder aktiv mitmachen, ihre eigenen Erfahrungen einbringen und fühlen sich ernst genommen. Durch diesen spielerischen Zugang stellen wir sicher, dass die Inhalte altersgerecht, verständlich und positiv erlebbar sind.
Passen Sie Ihren Ansatz je nach Entwicklungsstand der Kinder an?
bvmd:
Jüngere Kinder werden eher an die Hand genommen und schrittweise angeleitet, während ältere Kinder bereits vieles selbst übernehmen können – etwa beim Abhören mit dem Stethoskop oder beim Reflexe klopfen. Gemeinsam wird dann eine Diagnose gestellt und entschieden, welche weiteren Schritte nötig sind.
DRK Westfalen:
Die Teddy-Docs sind pädagogisch geschult und in der Lage, sich auf den jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes einzustellen.
Arbeiten Sie mit bestimmten pädagogischen oder medizinpädagogischen Konzepten? Etwa nach dem Prinzip des spielerischen Lernens oder der Partizipation?
bvmd:
Wichtig ist dabei immer, dass das Kind im Mittelpunkt steht. Es entscheidet, wie viel es selbst machen möchte, wie tief es in die Abläufe eintaucht und wie nah es sich an medizinische Themen herantraut.
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DRK Westfalen:
Kinder verarbeiten neue Erfahrungen am besten über Rollenspiel und Anschauung. Indem sie ihren Teddy als Patienten begleiten, lernen sie angstfrei und aktiv.
Die Kinder sind dabei nicht bloß Zuschauer, sondern entscheiden mit, stellen Fragen, helfen bei der Behandlung und erleben Selbstwirksamkeit. So entstehen Vertrauen und ein nachhaltiger Lerneffekt. Diese Verbindung von Spiel, aktiver Beteiligung und kindgerechter Wissensvermittlung macht die Teddyklinik besonders wirksam.
Wirkung und Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von pädagogischem Fachpersonal? Welche positiven Effekte zeigt der Besuch der Teddyklinik im Verhalten der Kinder?
bvmd:
Durchweg positive Rückmeldungen erreichen uns regelmäßig, sowohl von Eltern als auch den Kindern selbst, dem pädagogischen Fachpersonal sowie unseren medizinischen und pflegerischen Teams der Kinderkliniken. Eltern berichten, dass ihre Kinder mit großer Begeisterung dabei sind, jedes Jahr aufs Neue voller Vorfreude zum Teddybärkrankenhaus kommen und deutlich mehr Verständnis und Interesse für das Thema Gesundheit zeigen. Besonders beeindruckend ist, wie Ängste spürbar schwinden: Die Kinder verstehen besser, was bei einem Arztbesuch passiert, dadurch verlieren sie zwar nicht vollständig, aber doch spürbar die Angst und sind informierter.
Diese positiven Effekte konnte eine Studie in Greifswald empirisch untermauern: Von insgesamt 481 befragten Kindern zeigten 206 eine signifikante Angstreduktion. Besonders auffällig war eine statistisch signifikante Reduktion bei der Angst vor dem Abhorchen mit dem Stethoskop. Darauf aufbauend liefert auch Literatur aus anderen Standorten (z.B. Feldkirch) Hinweise auf ähnliche Ergebnisse, etwa bei der Besichtigung von Rettungswagen – auch dort wurde eine gewisse Angstreduktion registriert, wenn auch ohne signifikante Aussage. Die Studien finden Sie auf unserer Website zum Nachlesen.

DRK Westfalen:
Von Erzieherinnen, Lehrkräften und Eltern hören wir sehr häufig, dass die Kinder nach dem Besuch deutlich entspannter über Arzt- oder Krankenhausbesuche sprechen. Sie sind neugierig, stellen mehr Fragen und haben weniger Angst. Besonders positiv wird gesehen, dass die Kinder aktiv mitmachen dürfen und so spielerisch Wissen über Gesundheit und Vorsorge erwerben.
Viele Kinder zeigen mehr Selbstvertrauen und weniger Hemmungen bei Arztbesuchen. Sie können das Erlebte im Rollenspiel nachspielen, erklären anderen Kindern, was beim Arzt passiert, und übernehmen dabei sogar eine Helferrolle. Oft wächst auch das Interesse an Themen wie Erste Hilfe oder gesunde Lebensweise.
Wie können Schulen oder Kitas regelmäßig an Ihrem Projekt teilnehmen?
bvmd:
Deutschlandweit gibt es TBKs an über 40 verschiedenen Standorten, organisiert von lokalen Studierendengruppen, jeweils eigenständig und flexibel im Konzept. Manche Standorte bieten im Jahresverlauf mehrere kleinere Aktionen, andere ein oder zwei große Hauptevents. Eltern, Kindertagesstätten oder Schulen sollten sich vor Ort informieren, welche Formate angeboten werden, eher einmalige Großaktionen oder mehrere kleine Aktionen über das Jahr verteilt.
Für Kindergärten und Schulen läuft die Anmeldung in der Regel ganz unkompliziert entweder über die Webseite des jeweiligen Teddybärkrankenhauses oder per E-Mail. Familien und Privatpersonen können spontan ohne Voranmeldung vorbeischauen. In vielen Regionen ist das TBK längst ein fester Bestandteil des Jahresprogramms. Zahlreiche Einrichtungen nehmen regelmäßig teil und planen den Besuch jedes Jahr fest ein. Dadurch ist das Projekt vor Ort oft sehr bekannt und wird von Kindern wie Eltern gleichermaßen erwartet. Viele TBKs informieren zusätzlich über Social-Media-Kanäle wie Instagram, sodass Interessierte schnell aktuelle Hinweise und Kontaktdaten finden.
DRK Westfalen:
Die Teddyklinik aus der Kiste ist in jedem Kreisverband in Westfalen-Lippe vorhanden, sodass Westfalen-Lippe flächendeckend bespielt werden kann. Kitas und Schulen können sich an den lokalen Kreisverband wenden und einen individuellen Termin abstimmen.
Die Stationen werden, wenn möglich, von geschulten Jugendrotkreuzlern in Schulen und Kitas umgesetzt. Diese haben das notwendige medizinische Wissen, um als Teddy-Doc tätig zu werden.
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Quellen
- https://www.bvmd.de/portfolio-items/teddybaerkrankenhaus/?portfolioCats=110
- Instagram: @tbk_deutschland
- https://www.drk-westfalen.de/aktuell/projekte/teddyklinik.html
- https://www.jrk-westfalen.de/inkitaundschule/erste-hilfe/erste-hilfe-in-der-grundschule
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