Erinnerungskultur im Unterricht: Wie Zeitzeugen authentische Wege der Geschichtsvermittlung bieten

Eine analoge Uhr, die an einem rostigen Zaun hängt, umgeben von verwilderten Pflanzen. Die Uhr zeigt die Zeit an und ist ein Symbol für den Einfluss der Natur auf menschliche Gegenstände.

Aktualisiert am 9. Oktober 2025

Wenn Geschichte verstummt

Das Ende einer Epoche der Zeitzeugenschaft

Im Mai 2025 ist Margot Friedländer verstorben. Mit ihr verliert die Bildungslandschaft in Deutschland eine der letzten Stimmen, die aus eigener Erfahrung vom Holocaust berichten konnte. Jahrzehntelang hat sie unermüdlich Schulen, Universitäten und Gedenkveranstaltungen besucht. Ihre Anwesenheit im Klassenzimmer war mehr als ein Vortrag – sie war ein lebendiges Zeugnis dafür, dass Geschichte keine abstrakte Zahlensammlung ist, sondern aus Schicksalen besteht.
Mit ihrem Tod wird deutlich: Die Epoche, in der Schüler direkt mit Überlebenden der Shoa sprechen konnten, geht unwiderruflich zu Ende.

Wussten Sie schon?

  • Margot Friedländer war bis ins hohe Alter in Schulen unterwegs.
  • Sie erhielt 2011 das Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement.
  • Ihre Botschaft: „Es liegt an euch.“ – ein Appell an die junge Generation.

👉 Doch wer erzählt heute weiter, wenn die Stimmen der NS-Zeit verstummen?

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Mit dem Verschwinden der Stimmen aus der NS-Zeit rücken innenländisch beispielsweise Zeitzeugen der DDR-Diktatur sowie der sogenannten Verschickungskinder stärker in den Vordergrund. Für die Schule eröffnen sie einen Zugang zu einer Vergangenheit, die im familiären Gedächtnis vieler Schüler noch präsent ist: Eltern oder Großeltern können eigene Erfahrungen aus der DDR oder aus den Jahren nach der Wiedervereinigung beisteuern oder berichten als Verschickungskinder von dieser noch immer zu wenig thematisierten Problematik.

Margot Friedländers Vermächtnis

Ihr Vermächtnis ist nicht nur in Büchern wie „Versuche, dein Leben zu machen“ festgehalten, sondern auch in der Erfahrung unzähliger junger Menschen, die von ihren Begegnungen mit ihr geprägt wurden. Friedländers Botschaften – Verantwortung zu übernehmen, sich gegen Antisemitismus zu stellen und das eigene Leben trotz schwerster Verluste aktiv zu gestalten – sind für Pädagogen ein unverzichtbarer Anknüpfungspunkt.
Sie steht exemplarisch dafür, wie persönliche Erzählungen eine emotionale Brücke schlagen können, die Geschichtsbücher allein nicht zu bauen vermögen.

Die pädagogische Herausforderung

Mit dem Verschwinden der Zeitzeugen der NS-Zeit stellt sich für Schulen eine zentrale Frage: Wie kann Erinnerungskultur lebendig bleiben, wenn es kaum noch Menschen gibt, die direkt erzählen können? Digitale Archive, Dokumentarfilme und Literatur sind wichtige Ressourcen, aber sie ersetzen nicht das unmittelbare Gespräch. Gerade für Jugendliche, die Geschichte oft als fern und abstrakt empfinden, sind Begegnungen mit authentischen Stimmen entscheidend.

Eine Sammlung historischer Fotografien aus dem 19. Jahrhundert, die verschiedene Porträts von Männern, Frauen und Kindern zeigt. Die Bilder sind auf einem dunklen Tisch angeordnet und vermitteln einen nostalgischen Eindruck vergangener Zeiten.

Ein notwendiger Perspektivwechsel

Die pädagogische Konsequenz lautet: Erinnerungsarbeit darf nicht enden – sie darf sich transformieren. Während die Zeitzeugen der Shoa zunehmend fehlen, eröffnen sich neue Chancen in der Bildungsarbeit – nicht nur über Zeitzeugen der DDR oder den Schicksalen der Verschickungskinder, sondern auch durch Stimmen aus internationalen Krisenregionen.

DDR-Zeitzeugen: Eine Generation im Fokus

Zeitzeugen der DDR übernehmen eine wachsende Rolle in Schulen und Gedenkstätten. Sie vermitteln Geschichte „hautnah“ – und machen den „Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur“ anschaulich erlebbar. Dazu gehören insbesondere Oppositionelle, politische Gefangene oder Fluchthelfer, die von ihrer persönlichen Erfahrung berichten können. Wichtig ist, diese Begegnungen reflektiert und dialogisch zu gestalten.

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Verschickungskinder: Verdrängte Nachkriegsgeschichte

Ein weiterer Perspektivwechsel ergibt sich durch die sogenannten Verschickungskinder. Zwischen den 1950er- und 1990er-Jahren wurden Millionen Kinder „zur Kur“ in Heime geschickt – offiziell, um Erholung und Stärkung zu erfahren. Viele berichten jedoch von strenger Disziplin, Isolation und sogar Misshandlungen.

Diese Zeitzeugenschaft erweitert den Blick auf die Nachkriegsgeschichte um ein soziales Thema, das lange übersehen wurde.

Internationale Perspektiven: Erinnerungskultur global denken

Zusätzlich stärkt die Einbeziehung von Zeitzeugen aus ehemaligen Kriegsgebieten oder Diktaturen den Unterricht – auch in Deutschland. Solche Begegnungen ermöglichen einen multiperspektivischen Zugang zu Geschichte und verdeutlichen, dass Unrechtsregime keine Ausnahmeerscheinung sind:

  • Lateinamerikanische Stimmen, etwa ehemalige Überlebende der Pinochet-Diktatur in Chile, tragen ebenfalls zur Erinnerungskultur bei.
  • Syrische Zeitzeugen (z. B. Geflüchtete, Aktivisten) berichten über Kriegserfahrungen und Bildungsarbeit. Einige engagieren sich in Bildungsprojekten oder Gedenkarbeit, auch in Deutschland – etwa in NGOs oder kultursensiblen Projekten.

Zeitzeugen der DDR

Nah und doch fern

  • Für Jugendliche wirkt die DDR historisch weit entfernt.
  • Gleichzeitig tauchen im Familiengedächtnis noch viele Erinnerungen auf.
  • Zeitzeugen bringen diese beiden Ebenen zusammen – Geschichte im Klassenzimmer zum Anfassen.

👉 Warum genau diese Nähe den Unterricht besonders spannend macht.

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Mit dem Verschwinden der Stimmen aus der NS-Zeit rücken innenländisch Zeitzeugen der DDR-Diktatur stärker in den Vordergrund. Für die Schule eröffnen sie einen Zugang zu einer Vergangenheit, die im familiären Gedächtnis vieler Schüler noch präsent ist: Eltern oder Großeltern können eigene Erfahrungen aus der DDR oder aus den Jahren nach der Wiedervereinigung beisteuern.

Warum DDR-Zeitzeugen für Jugendliche wichtig sind

Die DDR liegt zeitlich deutlich näher als die Shoa und ist dennoch eine abgeschlossene Epoche. Für Jugendliche bietet sie daher eine doppelte Chance: Sie erleben Geschichte als „nah und doch fern“. Nah, weil viele Familien in Ostdeutschland unmittelbar betroffen waren. Fern, weil die DDR für heutige Schüler genauso „Geschichte“ ist wie das Kaiserreich oder der Zweite Weltkrieg.

DDR-Zeitzeugen machen abstrakte Begriffe wie „Überwachung“, „Stasi“ oder „Meinungsfreiheit“ konkret. Sie erzählen, wie es sich anfühlte, unter Beobachtung zu stehen, inhaftiert zu werden oder in jugendkulturellen Nischen Widerstand zu leisten. Dadurch werden Themen wie Freiheit, Zivilcourage und Demokratiebildung anschaulich und greifbar.

Texturierte Wand mit sichtbaren Einschlägen und Unebenheiten, die auf Alter und Abnutzung hinweisen. Die Oberfläche zeigt eine Mischung aus glatten und rauen Bereichen. Ideal für historische oder architektonische Themen.

Vielfalt der Erfahrungen – Vielfalt der Stimmen

Zeitzeugenschaft aus der DDR ist kein einheitliches Narrativ. Es gibt sehr unterschiedliche Biografien:

  • Menschen, die unter der Diktatur gelitten haben (etwa politische Gefangene).
  • Oppositionelle, die aktiv Widerstand leisteten.
  • Jugendliche, die in Subkulturen wie der Punkbewegung ihren Protest lebten.
  • Bürger, die versuchten, ein „normales“ Leben zu führen, und dabei dennoch Grenzen und Repressionen erfuhren.

Diese Vielfalt macht DDR-Zeitzeugen für den Unterricht besonders wertvoll: Schüler lernen, dass Geschichte nicht nur von „großen Politikern“ geprägt wird, sondern von ganz normalen Menschen, die Entscheidungen treffen mussten – mit allen Konsequenzen.

Pädagogischer Nutzen der Erinnerungskultur für den Unterricht

DDR-Zeitzeugen ermöglichen einen handlungsorientierten Zugang zu Geschichtslernen:

  • Emotionaler Zugang: Persönliche Geschichten berühren stärker als Lehrbuchwissen.
  • Vergleichsperspektiven: Jugendliche erkennen Parallelen zwischen NS-Diktatur und DDR, aber auch Unterschiede.
  • Demokratieerziehung: Gespräche mit Zeitzeugen regen an, über die Bedeutung von Freiheit, Rechtsstaat und Grundrechten nachzudenken.
  • Regionalbezug: Besonders für Schulen in Ostdeutschland lassen sich lokale Bezüge herstellen – z. B. durch ehemalige Häftlinge aus Gefängnissen wie Cottbus oder Berlin-Hohenschönhausen.
Schild mit der Aufschrift "DDR" auf verwittertem Holz, das die historische Bedeutung der Deutschen Demokratischen Republik symbolisiert.

Drei lebende Zeitzeugen der DDR und ihre pädagogische Bedeutung

Die DDR-Geschichte lebt in den Erzählungen derer, die sie selbst erlebt haben. Manche von ihnen haben die Folgen von Repression und Überwachung am eigenen Körper erfahren, andere nutzten Kunst, Musik oder Religion, um gegen das Regime aufzubegehren. Drei Beispiele zeigen, wie unterschiedlich und zugleich wirkungsvoll Zeitzeugenschaft in Schulen wirken kann.

Drei Gesichter der Erinnerung

  • Rainer Dellmuth: Politischer Gefangener und Oppositioneller.
  • Renate Werwigk-Schneider: Ärztin, verfolgt und mehrfach inhaftiert.
  • Geralf Pochop: Punk, Musiker, Widerstand durch Kultur.

👉 Unterschiedliche Stimmen – ein gemeinsames Ziel: Demokratie erfahrbar machen.

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Rainer Dellmuth – Opposition und Haft in der DDR

Rainer Dellmuth, Jahrgang 1958, wuchs in Ost-Berlin auf und geriet früh ins Visier der Staatssicherheit. Als Jugendlicher setzte er sich kritisch mit dem System auseinander, engagierte sich oppositionell und versuchte, einen eigenständigen Weg zu gehen. Dafür wurde er mehrfach verhaftet und 1980 schließlich zwangsweise ausgebürgert.

Heute arbeitet Dellmuth als Referent in Gedenkstätten wie dem ehemaligen Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen. Dort berichtet er Schülern von den Mechanismen der Überwachung, von Einschüchterung, Zersetzung und den Folgen politischer Haft.
Pädagogischer Wert: Seine Biografie zeigt anschaulich, was es bedeutet, in einer Diktatur für Freiheit einzutreten. Jugendliche erleben an ihm, dass demokratische Rechte keine Selbstverständlichkeit sind, sondern erkämpft und geschützt werden müssen.

Renate Werwigk-Schneider – Verfolgung und Neubeginn

Renate Werwigk-Schneider, geboren 1936, hatte als Medizinstudentin jüdisch-christliche Wurzeln – ein Hintergrund, der sie in der DDR mehrfach zur Zielscheibe machte. Wegen Fluchtversuchen wurde sie mehrfach verhaftet und saß in DDR-Gefängnissen. Schließlich wurde sie von der Bundesrepublik freigekauft und konnte als Kinderärztin in West-Berlin neu beginnen.

Heute tritt sie als Zeitzeugin in Schulen und Gedenkstätten auf und schildert eindringlich, wie politische Repression und persönliche Lebenswege ineinandergreifen. Ihre Geschichte verdeutlicht, wie eng individuelle Freiheit und gesellschaftliche Strukturen verbunden sind.
Pädagogischer Wert: Ihre Erzählungen verbinden politische Verfolgung mit alltäglichen Erfahrungen. Gerade für junge Menschen wird damit deutlich, wie Willkür das Leben Einzelner zerstören und dennoch neue Wege eröffnen kann.

Geralf Pochop – Punkkultur als Widerstand

Ganz anders klingt die Geschichte von Geralf Pochop, Jahrgang 1964. Er gehörte in den 1980er-Jahren zur ostdeutschen Punkszene – einer Jugendkultur, die nicht nur Musik bedeutete, sondern auch ein sichtbarer Ausdruck von Protest gegen die staatliche Enge war. Für sein Engagement und seine Nonkonformität wurde er verfolgt, inhaftiert und überwacht.

Heute arbeitet Pochop als Autor, Bildungsreferent und Musiker. Mit Lesungen, Workshops und seiner Wanderausstellung „Aus Grau wird Bunt“ bringt er Schüler nahe, wie sich Protest und Selbstbehauptung in einer Diktatur äußern können.
Pädagogischer Wert: Seine Lebensgeschichte eröffnet einen jugendnahen Zugang. Musik, Mode und Kultur werden zu Türen in eine Auseinandersetzung mit politischen Themen – ein Ansatz, der gerade für jüngere Lernende hohe Identifikation ermöglicht.

Grafik zum Fall der Berliner Mauer mit deutschen Flaggen und stilisierten Stadtgebäuden im Hintergrund. Das Bild symbolisiert den historischen Moment der Wiedervereinigung Deutschlands.

Zeitzeugen der sogenannten „Verschickungskinder“

Was sind Verschickungskinder – und warum sind sie als Zeitzeugen bedeutsam?

Als Verschickungskinder werden Kinder und Jugendliche bezeichnet, die zwischen den 1950er- und 1990er-Jahren aus gesundheitlicher Fürsorge „zur Kur“ in Kindererholungsheime geschickt wurden. Offiziell sollten sie dort Erholung und Stärkung erfahren. Viele Betroffene berichten jedoch von belastenden und teilweise traumatisierenden Erfahrungen: Isolation, Strenge, Demütigungen und Gewalt.

Ihre Zeitzeugenschaft ist bedeutsam, weil sie ein bislang wenig beachtetes Kapitel der Nachkriegsgeschichte sichtbar macht. Millionen Kinder waren betroffen, doch lange blieb das Thema verdrängt. Heute tragen Zeitzeugen dazu bei, dieses Kapitel aufzuarbeiten und eine gesellschaftliche Auseinandersetzung anzustoßen.

Verdrängte Stimmen der Nachkriegszeit

  • Rund 9 bis 13 Millionen Kinder wurden zwischen den 1950er- und 1990er-Jahren verschickt.
  • Viele berichten von Gewalt, Isolation und Zwang – unter dem Deckmantel von „Erholung“.
  • Heute treten Zeitzeugen wie Anja Röhl in Schulen auf und geben diesem Kapitel eine Stimme.

👉 Unterschiedliche Stimmen erinnern an dem Jahrzehnte verdrängten Kollektivschicksal der Verschickungskinder.

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Bedeutung im schulischen Kontext

Für den Unterricht eröffnet die Perspektive der Verschickungskinder einen Zugang zur Alltagsgeschichte der Bundesrepublik und DDR. Ihre Berichte sensibilisieren Schüler für Fragen von Kindeswohl, institutioneller Verantwortung und Machtmissbrauch. Gerade weil diese Erfahrungen jenseits „klassischer Politikgeschichte“ liegen, ermöglichen sie einen Perspektivwechsel: Geschichte aus der Sicht von Kindern.

Bekannte Zeitzeugen

  • Anja Röhl – Gründerin der „Initiative Verschickungskinder“, Autorin und Zeitzeugin. Sie spricht öffentlich über ihre Erfahrungen und hat zahlreiche Betroffene zur Vernetzung ermutigt.
  • Felizia Schug – berichtete in Interviews und Veranstaltungen von den Erlebnissen in Kinderkurheimen und den Folgen für ihr späteres Leben.

Pädagogischer Mehrwert

  • Authentizität: Persönliche Erzählungen zeigen, wie sich Strukturen auf das Leben Einzelner auswirkten.
  • Erweiterung des Geschichtsbildes: Neben politischen Ereignissen werden soziale und gesellschaftliche Aspekte sichtbar.
  • Anknüpfungspunkte für Wertebildung: Themen wie Empathie, Fürsorge und Schutz von Kindern lassen sich direkt diskutieren.

Integration der Erinnerungskultur in den Unterricht

Damit Zeitzeugenschaft nicht bei einer einmaligen Begegnung bleibt, sondern nachhaltig wirkt, braucht es eine didaktische Einbettung. Schulen haben vielfältige Möglichkeiten, historische Stimmen in den Unterrichtsalltag zu integrieren und daraus Lernprozesse zu gestalten.

Didaktische Formate

  • Zeitzeugengespräche: Klassische Begegnungen in der Schule schaffen unmittelbare Nähe. Schüler können Fragen stellen, Emotionen erleben und in direkten Dialog treten.
  • Digitale Begegnungen: Da nicht jeder Zeitzeuge reisen kann, bieten Videokonferenzen oder aufgezeichnete Interviews flexible Zugänge. Digitale Archive mit Videointerviews (z. B. der Stiftung Aufarbeitung oder Gedenkstätten) erweitern die Reichweite.
  • Projekt- und Themenwochen: Längere Zeiträume ermöglichen eine intensivere Auseinandersetzung. Schüler können in Kleingruppen recherchieren, Ausstellungen gestalten oder Interviews dokumentieren.
  • Museums- und Gedenkstättenbesuche: Authentische Orte wie die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen oder das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig verbinden Erzählungen mit Räumen, die Geschichte spürbar machen.

Vom Zuhören zum Mitgestalten

  • Gespräche wirken nach, wenn sie in Projekte eingebettet werden.
  • Schreibwerkstätten, Theater oder Dokumentarisches Lernen vertiefen Inhalte.
  • So wird Erinnerungskultur Teil des schulischen Alltags.

👉 Entscheidend ist nicht nur das Erzählen – sondern das gemeinsame Weiterdenken.

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Fächerübergreifender Einsatz

Zeitzeugenschaft beschränkt sich nicht auf den Geschichtsunterricht. Sie eröffnet zahlreiche fachliche Zugänge:

  • Geschichte: Einbettung in Themenfelder „Diktatur und Demokratie“ oder „Deutsche Teilung“.
  • Deutsch: Arbeit mit autobiografischen Texten, Erzählungen oder literarischen Umsetzungen.
  • Ethik/Religion: Fragen nach Machtmissbrauch, Freiheit, Verantwortung und Menschenwürde.
  • Musik/Kunst: Auseinandersetzung mit Subkulturen (z. B. Punk in der DDR) oder künstlerischen Ausdrucksformen des Widerstands.

Leitfragen für Schüler

Um Gespräche und Projekte strukturiert zu begleiten, helfen Leitfragen, die eine Reflexion ermöglichen:

  • Wer war der Zeitzeuge? Welche persönlichen Erfahrungen bringt er oder sie mit?
  • Welche Perspektive eröffnet sich? Ist es eine Stimme aus Opposition, Alltag, Kultur oder Religion?
  • Wie lässt sich die Erfahrung deuten? Welche Konsequenzen hatte sie für das Leben des Einzelnen und für die Gesellschaft?
  • Welche Brücke lässt sich zur Gegenwart schlagen? Wo begegnen uns heute Fragen von Freiheit, Verantwortung oder Unterdrückung?
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Ergänzende schulische Gedenkinitiativen

Neben der direkten Begegnung können Schulen Erinnerungskultur auch selbst aktiv gestalten:

  • Dokumentarisches Lernen: Interviews mit Familienangehörigen, Nachbarn oder regionalen Zeitzeugen erweitern den Blick und stärken den Bezug zur eigenen Lebenswelt.
  • Sprach- und Schreibprojekte: Schüler verfassen Essays, Gedichte oder Briefe an Zeitzeugen.
  • Theaterprojekte: Biografien werden in szenischen Darstellungen lebendig gemacht.

Zeitzeugengespräche – wertvoll und nahbar

Zeitzeugengespräche bleiben ein wirksames Mittel, um historische Erfahrungen greifbar zu machen – auch wenn die Stimmen der NS-Überlebenden wie Margot Friedländer verstummen. Die Beispiele aus der DDR und jene der Verschickungskinder zeigen, dass persönliche Erzählungen weiterhin unmittelbare Zugänge zu Fragen von Freiheit, Verantwortung und gesellschaftlichem Zusammenleben eröffnen.

Für den schulischen Alltag bedeutet das: Lehrkräfte sollten Begegnungen mit Zeitzeugen gezielt vorbereiten, begleiten und durch passende Unterrichtsformate vertiefen. Entscheidend ist weniger die einmalige Wirkung eines Besuchs, sondern die nachhaltige Einbindung in Projekte, Reflexion und fachübergreifende Lernprozesse. So wird Erinnerungskultur nicht musealisiert, sondern bleibt Teil des schulischen Lernens – konkret, nachvollziehbar und für Jugendliche anschlussfähig.

Im SpielundLern Shop bieten wir für alle Schulformen das passende Lehr- und Lernmaterial – dabei gehört auch ein ausgewähltes Sortiment für das Schulfach Geschichte. Eine sehr umfangreiche Sammlung an Lehr- und Lernmitteln finden Sie zu den Grundfächern wie Deutsch und Mathematik mit dem bewährten Dienes Material sowie einer großen Auswahl an Rechenhilfen. Ferner bieten wir Material zu allen anderen Fächern wie beispielsweise Geographie und Erdkunde und Musik. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Bildquellen

  • Pixabay @ S K (Ausrufezeichen)
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  • Pexels @ Cottonbro
  • Unsplash @ Bernd Dittrich
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Quellen

  • https://www.pedocs.de/volltexte/2024/29184/pdf/
  • www.bundesstiftung-aufarbeitung.de
  • www.zeitzeugenbuero.de
  • www.zeitzeugen-portal.de
  • www.bpb.de
  • www.stiftung-hsh.de
  • www.ddr-museum.de
  • www.zeitgeschichtliches-forum.de
  • www.topographie.de
  • www.oral-history.de
  • www.aus-grau-wird-bunt.de
  • www.wikipedia.org/wiki/Verschickungskinder
  • www.caritas.de/fuerprofis/fachthemen/aufarbeitung-kinderkurheime-und-verschickungskinder
  • www.drk.de/das-drk/geschichte/verschickungskinder/wissenschaftliche-studie-zu-kinderkurheimen
  • www.zeitzeugenbuero.de
  • www.initiative-verschickungskinder.org
  • www.bpb.de

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