Hobbies und Lernen – das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden

Kind hammert mit Hammer Nägel in Holz

Jedem Erwachsenen dürfte folgender Spruch geläufig sein: „Das Hobby zum Beruf machen“. Tatsächlich streben viele Menschen danach. Und warum? Weil es eine ideale Verbindung ist. Das, was man sowieso tun muss, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, mit etwas kombinieren, das man aus privater Leidenschaft gerne tut. Nur wenigen ist es jedoch wirklich vergönnt, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Bei Kindern indes ist genau das jedoch nicht nur möglich, sondern es ist überaus sinnvoll, in diese Richtung zu streben. Der Lebensunterhalt wird ersetzt durch die vorhandene Notwendigkeit zum Lernen, der Hobby-Teil bleibt gleich. Und so ist es möglich, einem jungen Menschen das eine leichter zu machen, indem man als Eltern beim anderen steuernd eingreift. Wie, das zeigen wir nun.

1. Die Natur

Für diesen ersten Punkt muss abermals ein alter Spruch bemüht werden, „Mutter Natur ist eine nachsichtige Lehrmeisterin“. Soll bedeuten, Natur kann sehr vielschichtig genossen werden. Es gibt keine Wissens-Grundvoraussetzungen. Keine Anleitung, die man vorher konsultieren müsste.

Und genau aus diesem Grund können schon Spaziergänge für ein Kind ein enorm lehrreiches Hobby sein. Zu Anfang, in sehr jungen Jahren einfach, weil es dem Kind zeigt, wie die Welt aussieht, wie facettenreich sie ist. Später jedoch, weil hier im

Kinder nutzen eine Landkarte um eine Wanderung zu planen

Natur ist immer lehrreich, Besonders viel können Kids jedoch unter professioneller Anleitung, etwa bei den Pfadfindern, mitnehmen.

wahrsten Sinne des Wortes natürlich das gesehen und erlebt werden kann, was im Klassenzimmer auf einer theoretischen Basis gelehrt wird. Und mehr noch: Indem man solche Aufenthalte in der Natur nutzt, um sie durch kleine Spiele weiter zu vertiefen, wird daraus ein ganzheitlicher Lernerfolg, der vielleicht sogar den Keim einer lebenslangen Leidenschaft einpflanzt.

Tipp: Falls es den Eltern durch Wohnort oder Arbeitszeit nur schwer möglich ist, mit dem Kind regelmäßig in die Natur zu gehen, kann dieser Mangel mehr als optimal substituiert werden, indem der Nachwuchs in einen Pfadfinderverein geht. Gruppen gibt es überall in Deutschland. Vorteil: Hier kann Natur noch wesentlich intensiver gelehrt werden, als Eltern es mit ihrem Laienwissen vermögen.

2. Sport aller Art

Es ist eine traurige Zahl: Fast zehn Prozent aller Kinder zwischen 3 und 17 Jahren sind übergewichtig – Tendenz seit Jahren steigend. In die gleiche Kerbe schlägt auch ein anderer Wert. Analog dazu beklagen auch immer mehr Pädagogen, dass Kinder, wenn sie in die Grundschule kommen, teilweise enorme motorische Defizite haben. Und letztlich lassen sich beide Probleme auf eine einzige Ursache herunterbrechen: Bewegungsmangel. Immer häufiger ersetzt die Spielekonsole den Fußball, findet das nachmittägliche Treffen nur noch im virtuellen Raum statt.

Dieser zweite Punkt ist deshalb nicht nur ein Hobby, bei dem es „nice to have“ ist, dass das Kind dabei etwas lernt, sondern tatsächlich überaus wichtig. Kurzgesagt: Um welchen Sport es sich dabei handelt, ist primär völlig egal. Ob das Kind lieber Bälle aufs Tor schießt oder mit dem BMX-Fahrrad über Buckelpisten springt, hat außer dem Preis und der lokalen Machbarkeit keine weitere Bewandtnis. Wichtig ist nur, dass:

  • Der Sport wirklich körperlich bewegend ist
  • Er eine motorische Herausforderung darstellt
  • Das Kind ihn regelmäßig (mindestens zweimal wöchentlich) ausübt

Natürlich gibt es Sportarten, die sich sehr auf die Motorik fokussieren, etwa Slacklining. Aber auch viele andere Disziplinen liefern die gleichen Resultate.

Kinder trainieren Karate und Karateschläge

Außer Extremsportarten gibt es keine Kinder-untaugliche Sportart. Solange sie anstrengen, ist wirklich alles gut.

3. Musik

Im Idealfall liefert ein Hobby mehr als einen einzigen Lernerfolg. Auf sportlicher Ebene kann das dadurch geschehen, dass der Körper trainiert und gleichzeitig die Motorik verbessert wird – zwei eng verwandte Lernerfolge also. Bei Musik indes sind diese Effekte weniger dicht miteinander verwoben, dafür aber nicht minder wertig.

Im Endeffekt handelt es sich hierbei um die Erweiterung der musikalischen Früherziehung. Wo es bei dieser noch darum ging, durch Klänge das Gehirn zu schulen, geht es nach der Kleinkindphase darum, ein Kind

  • Für die Musik als wichtige Kunstform zu begeistern
  • Durch das Spielen eines Instruments auch motorisch zu schulen

Dabei gibt es in diesem großen Wissens-Kanon zum kindlichen Instrumentarium nur eine Regel: Das Instrument sollte in seinem Schwierigkeitsgrad altersgemäß sein. Fürs Kindergartenalter bieten sich einfachere Instrumente zwischen Trommeln, Tamburins und anderen Perkussionsinstrumenten an. Tatsächlich schon in diesem Alter, erst recht jedoch in der Grundschule, kann hingegen die Gitarre optimal sein. Zwar erlaubt sie frühe Erfolgserlebnisse. Ebenso lassen sich

Es gibt zwar keine Garantie, dass ein Kind seinem ersten Instrument immer treu bleibt. Aber der Musik selbst halten musikalisch Früherzogene meist lebenslang die Stange.

auf ihr jedoch komplexere Tonfolgen spielen. Und: entgegen früherer Lehrmeister-Meinungen ist es kein Nachteil, wenn ein Kind gleich mit der E-Gitarre startet, statt der Akustik-Variante. Ganz im Gegenteil, wenn es die kindliche Lust fördert, das Instrument häufiger in die Hand zu nehmen, darf es auch gern die „jaulende Elektrische“ sein.

4. Basteln und Werkeln

Gerade bei urban lebenden Kindern ist immer häufiger zu beobachten, dass sie bis in ein vergleichsweise hohes Alter von den Entstehungsprozessen um sie herum regelrecht abgekoppelt sind. Der Tisch stammt aus dem Möbelgeschäft, das Superhelden-T-Shirt aus dem Kleiderladen und Strom kommt aus der Steckdose. Eine gefährliche Tendenz, weil sie auch einen ungesunden und mithin umweltschädlichen Umgang mit den so aufwendig produzierten Produkten mit sich bringt, die unseren Alltag bestimmen.

In diesem Sinne sind sämtliche Hobbies, bei denen es in irgendeiner Form darum geht, etwas mit seinen eigenen kindlichen Händen zu erschaffen, nicht nur ein sehr schöner Zeitvertreib, der die Motorik schult sowie die Kreativität fördert. Viel mehr erkennt ein Kind hierüber die Zusammenhänge hinter einem Produkt. Den Aufwand, den es machen kann, es anzufertigen und auch die Zufriedenheit, die es bringen kann, sich etwas selbst zu erarbeiten, statt es fix und fertig zu kaufen – abgesehen davon, dass hierbei Schulwissen direkt in die Praxis umgesetzt wird.

Dementsprechend handelt es sich auch hierbei um einen dieser Hobby-Oberbegriffe, bei denen Eltern bei den Details kaum etwas falsch machen können. Schon wenn ein Kleinkind nur erahnen lässt, dass es durch die intensive Beschäftigung mit Legosteinen einen Hang zum Selbermachen hat, kann jedes Hobby, das darauf aufbaut, förderlich sein. In der Praxis empfehlen sich:

  • Wissenschafts-Baukästen zwischen Elektrik und Metallbau. Vorteil: Diese sind grundsätzlich für Kinder der entsprechenden Altersstufe konzipiert und haben deshalb einen sehr niedrigen Frustfaktor. Eine tolle „Einstiegsdroge“.
  • Ob es sich um klassische Plastik-Flugzeuge handelt, die man aus Einzelteilen zusammenklebt und bemalt oder um technischere Modelle, die sich vielleicht sogar fernsteuern lassen, hängt letztendlich nur vom Geldbeutel ab.
  • Zwar kein Hobby, welches das Kind ohne elterliche Aufsicht durchführen kann, dafür aber eines, das wirklich „nützliche“ Dinge erschaffen kann – und obendrein eine „Ich helfe mir selbst“-Mentalität in einen jungen Geist einpflanzt.
  • Ein ganz tolles Hobby, welches so viele Faktoren miteinander kombiniert. Das faszinierende Wirken von Mutter Natur hat hier ebenso einen Raum wie gesunde Ernährung, Disziplin bei der Pflege und die Tatsache, dass sich selbst mit kleinem Aufwand unglaubliche Dinge anstellen lassen. Und: Platz ist auf dem kleinsten Balkon. Schon in einem harmlosen Blumenkasten kann ein Kind große Erfolge mit eigenen Tomaten, Salaten und Co. feiern.

Doch neben diesen vier Beispielen gibt es prinzipiell kein „falsches“ Bastelhobby. Letzten Endes kommt es nur darauf an, woran das Kind wirklich Spaß hat.

Kaum etwas gibt Kindern mehr Lust auf Naturwissenschaften und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, als die Früchte ihrer Bastelarbeit in Aktion zu erleben.

Fazit

Kinder müssen vieles lernen. Das ist unumgänglich, weil sie sonst Entwicklungsdefizite aufweisen, welche sich in späteren Jahren zu sehr großen Nachteilen potenzieren können. Doch wie Erwachsene lernen auch Kinder dann am besten, wenn sie etwas aus privatem Interesse gerne machen – das klassische „Hobby-zum-Beruf“-Prinzip. Hier ist es immens wichtig, dass Eltern unter Berücksichtigung der Neigungen ihres Sprösslings zumindest etwas lenkend und regulierend eingreifen – und auch nicht aus falscher Scheu vor einem potenziellen Hobby zurückschrecken, nur weil es etwas aufwendiger ist oder „Krach“ machen könnte.

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